Alpenkönig in Schönbrunn
Der Austrofred ist umgezogen. Sein altes Kompetenzzentrum im 6. Wiener Gemeindebezirk ist ihm zu klein geworden. Jetzt hat er sich ein altes Stallungsgebäude im Schloss Schönbrunn adaptieren lassen und mit einer Probebühne ausgestattet. Backbeat durfte schon einmal einen Blick in die neue Residenz des Alpenkönigs werfen.
von Alexander Schöpf
Warum bist du nach Schönbrunn gezogen?
Ich habe ein bisschen wenig Platz in meinem alten Kompetenzzentrum gehabt. Ich habe jetzt fünf Angestellte – einer davon Teilzeit – und da war das natürlich einfach zu klein. Das im 6. Bezirk war ein Anwesen von 250 Quadratmeter, das geht sich natürlich nicht aus mit einer Probebühne. Hier habe ich mir ein altes Stallungsgebäude neu adaptieren lassen. Wir haben jetzt quasi 400 Quadratmeter, mit eigener Probebühne, Lichtanlage und allem Pipapo.
Böse Zungen behaupten, der Umzug war eine strategische Entscheidung, um näher am Küniglberg zu sein.
Nein, nein, nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Meine Konzerte finden hauptsächlich in Österreich und Bayern hinauf statt. Von dem her ist eine Situierung an der Westautobahn Abfahrt sehr gut und sehr wichtig. Dann hat es auch mit dem Geist von Schönbrunn zu tun, der hier weht. Man hat das Gefühl da passiert etwas von Weltgeltung. Es tut einem Popmusiker auch ganz gut, wenn er sich nicht nur nach innen, sondern auch nach außen orientiert.
Für dich als Alpenkönig, ist es doch nur konsequent, wenn du in einem Schloss residierst.
Durchaus, durchaus. Das ist jetzt vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber es kommt ganz gut. Ich würde sagen, ja es stimmt.
Verfolgst du die österreichische Musikszene? Im Moment wird viel von den so genannten Neuen Österreichern geredet. Was sagst du dazu?
Ich verfolge sie zwangsweise ein bisschen. Es gibt sehr talentierte Bands. Sind wir froh, dass wir solche Talente haben. Jeder weiß natürlich, dass zu einem erfolgreichen Rockmusiker zehn Prozent Talent und neunzig Prozent Fleiß gehören. Nach meiner Einschätzung sind das alles faule Hunde. Aber Talent ist vorhanden. Mit großer Sympathie schaue ich mir an was die jungen Menschen da machen, und hoffe, dass vielleicht einmal wieder ein Falco dabei ist. Oder ein Austrofred.
Was hältst du von der Band Kreisky?
Tolle Gruppe eigentlich. Also wenn’s wer schafft dann schaffen es die. Das sind, glaube ich, auch privat ganz sympathische Typen.
Hast du auch persönlichen Kontakt mit denen?
Nein, eigentlich nicht. Ich involviere mich da nicht so.
Derzeit ist ein Film über Freddie Mercury in Planung. Die Hauptrolle wird Sacha Baron Cohen, alias Borat alias Ali G. spielen. Bist du enttäuscht, dass du nicht die Hauptrolle spielst?
Nein, ich habe mich da eigentlich gar nicht beworben muss ich sagen. Ich schaue mir den Film gerne an und werde auch gerne etwas darüber schreiben, wenn mir eine Zeitung etwas dafür zahlt.
Wie schauen deine Zukunftspläne aus? Die letzte CD ist doch schon ein paar Jahre her.
Es gibt so viele Sachen, die ich machen möchte. Ich habe so viele Talente, die ausgelebt werden wollen. Die neuen Folgen meiner Fernsehserie "Hello Austrofred, Hello Vienna" laufen derzeit auf Okto TV. Ich schreibe auch schon wieder an einem Büchlein, weil ich da so einen großen Erfolg gehabt habe. Und weil auch viele Literaturkritiker gesagt haben: "Austrofred, das ist ein Talent, das du auch hast." Und so geht’s dann halt weiter. Man spielt des eine oder andere bescheidene Konzert. Oder auch ein Doppelkonzert im Chelsea zum Beispiel. Im Herbst wird im Rabenhof wieder die Austrofred-Gala stattfinden. Acht Termine im Rabenhof, wo mich der Thomas Rabitsch ganz süß begleiten wird. Da haben wir eigentlich schon wieder viele Zukunftspläne, und dann werden wir schauen, wohin sich das Austrofred-Movement bewegen wird.
Gibt es noch etwas, das du erreichen musst? Oder hat ein Austrofred eigentlich nicht schon alles erreicht?
Das ist eine sehr gute Frage. In Teilbereichen gibt es schon noch Dinge, die mich interessieren und wo man noch schöne Sachen machen und vielleicht auch europaweit agieren kann. Es gibt tatsächlich noch Länder, wo der Austrofred noch nicht so bekannt ist. Ich war vor kurzem in Bosnien-Herzegowina, gehe in ein Wirtshaus rein und der hat mich nicht erkannt, der Gastwirt. Das sind dann natürlich so Situationen, wo ich mir denke, so eine Popularität ist schon wichtig für einen Popmusiker. Wenn das dann so streifenweise in Europa nicht gegeben ist, dann gibt es da natürlich Handlungsbedarf, und daran werde ich arbeiten.
Im Moment beschäftigst du ja fünf Mitarbeiter. Ist demnächst eine Aufstockung geplant?
Momentan kommen wir so ganz gut zurecht. Wir haben hin und wieder vom AMS Aushilfskräfte hier, die machen aber nur die Post oder tun Briefmarken picken und so.
Hast du schon wieder neue Songs am Start?
Also als Künstler da drückt es einem natürlich die Nummern nur so raus. Du siehst eh den Komponiertisch dort drüben, wo ich mein Keyboard oder mein Piano stehen hab, mit Mikrofon, wo ich natürlich agieren kann. Direkt vom Schreibtisch aus. Da rennt natürlich die künstlerische Maschine. Ich schreibe die ganze Zeit neue Lieder. Was dann zur Aufführung kommt, ist so eine Sache. Ich verlange von mir natürlich nur das Beste, und es kommt auch nur das Beste nach außen. Ich habe in meiner Schublade an die 400 Songs liegen, die nie aufgeführt worden sind, eigentlich. Teilweise auch nicht ganz fertig zusammengedacht. Somit sind es eigentlich 400 theoretische Songs.
Wie muss man sich den Songwritingprozess vorstellen? Wann kommen dir die besten Ideen?
Oft eigentlich erst in der Nacht. Es ist so, dass ich mir denke jetzt gehe ich ins Bett. Dann denke ich mir aber, dass ich den Magen noch ein bisserl besänftigen muss und ich stelle mir noch quasi zwei Paarln Frankfurter hinein. Oder das kalte Schnitzerl von zu Mittag. Und auf einmal entstehen dann diese Bilder in meinem Kopf und da denke ich mir "Jetzt is soweit" oder "Do kummt wos". Da fühle ich mich selber eigentlich viel mehr wie ein Katalysator für größere Ideen. Und auf einmal kommt wieder was – ja wie soll ich sagen – raus. Auf einmal ist da wieder so eine große Idee da, das ist ein Song, der hat was. Da denke ich mir Danzer Schurli schau runter, wir sind brothers in arms.
Hast du schon jemals mit der Idee gespielt mit einer, ich sage jetzt mal, richtigen Band aufzutreten?
Das habe ich sogar schon öfters gemacht, zum Beispiel mit BulBul, einer charmanten Rockband. Aber es rechnet sich einfach finanziell nicht. Du musst ja denken, dass du jeden von diesen Typen auch bezahlen musst. Dann brauchst du eine größere Anlage, und das geht sich einfach nicht aus. Und das Austrofred-Programm ist auch so komplett. Mein Publikum sagt mir immer wieder: Austrofred, du auf der Bühne, das sind 200 Prozent. Mehr brauchen wir nicht. Es ist schon wieder etwas ganz anderes, wenn du dir einen Fendrich anschaust, der hat immer Leute auf der Bühne. Das ist der Ausgleich vom Charisma. Damit der auf 100 Prozent kommt, braucht er seine Leute. Beim Austrofred ist das was anderes.
Was sagen deine Nachbarn dazu, dass du jetzt hier wohnst? Es wird sicherlich täglich einen riesigen Fanansturm geben.
Eine ältere Frau von nebenan, hat gesagt: "Mein Gott na, die ganzen jungen Mädchen Herr Austrofred. Was ist denn da los?" Was aber wirklich kein Problem ist, ist die Lärmbelästigung. Wie wir alle wissen, wo gehobelt wird – und bei der Austrofredmusik, da wird gehobelt – da fallen Späne. Wenn ich einen neuen Song quasi ausprobiere oder einshoute, wie ich das selber nenn, dann wird es naturgemäß etwas lauter. Aber das taugt den Leuten, die haben so eine Freude, dass sie dabei sein können, wenn der Austrofred arbeitet. Das ist wirklich so, dass ich auf die Straße gehe, und die Leute sagen: "Hey, Herr Austrofred gestern hob i Ihnen wieder g'hört, das war so toll was Sie da wieder für eine neue Nummer gemacht haben. Und wenn’s was brauchen Herr Austrofred, dann können‘s jederzeit zu mir kommen. Wenn‘s einen Zucker oder ein Salz brauchen, oder wenn‘s Fernschauen wollen, dann kommen‘s einfach zu mir." Also das sind wirklich sehr liebe Leute hier, die sehr hilfsbereit und sehr zutraulich sind.
Fotos: Ingo Pertramer