Mike on Tour – That´s Mike

Seit Jänner 2018 bis in den Mai 2019 erscheinen in dieser Kolumne monatlich Tour-Geschichten die Mike DeeCrackus im Laufe seiner Karriere erlebt hat. Egal ob Überfälle, Partynächte oder besonders fordernde Erlebnisse, die Erzählungen waren in jedem Fall skurril. Nun ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und zu beschreiben, wie ich die Person Mike über die Jahre kennenlernen durfte.

Wer ist dieser Typ, der in Essen beim Feiern vom Tisch fällt und sich die Hand an einer Glasscherbe aufschneidet, der sich in New Jersey von Frettchenbesitzerinnen tätowieren lässt oder der in Mexico City fast angeschossen wird und danach den Schützen mit Taschentüchern austrickst. Wer ist der Typ, der bei den DeeCracks, dem Isotopes Punk Rock Baseball Club, Joe McMahon und Smoke or Fire hinter den Drums sitzt und für Fuzzman and the Singing Rebels den Altenpfleger gibt? Wie kann dieser Typ in fast 17 Jahren Musikerdasein über 1200 Konzerte, verteilt auf der ganzen Welt spielen und nebenbei seine eigene Band, sowie Voodoo Jürgens und andere Gruppen als Tourmanager unterstützen?

Lernt man Mike besser kennen, zeichnet sich ein Bild von einem Menschen, dem der Spaß an der Sache eines der wichtigsten Dinge ist. „Wenn mir das Ganze keine Freude bereitet, sehe ich keinen Sinn darin, es zu machen.“ so Mike. Dass es aber nicht immer nur Spaß, sondern häufig harte Arbeit ist, zeigt sich an seinem vergangenen Jahr. Mike nennt es sein persönliches „Jahr der Rekorde“. Im Juni spielte er zwei Konzerte, in zwei verschiedenen Ländern an einem Tag. Die erste Show fand in Holland am Jera on Air statt. Um 17:00 Uhr war der Gig zu Ende und um 17:05 Uhr ist die Band ins Auto gestiegen, um knapp zwei Stunden nach Köln zu fahren und dort um 20:00 Uhr die Descendents zu supporten. Noch währen der Zugabe der Hauptband musste Mike weg, um seinen Nachtzug nach Wien zu erwischen. Ein weiterer persönlicher Rekord hat mit der Nummer drei zu tun. In Belgien am Brakrock Festival spielte er am dritten August drei Shows, mit drei verschiedenen Bands, auf jeder der drei Bühnen. Zuerst ging Mike mit den DeeCracks auf die Bühne, danach mit Smoke or Fire und am Ende folgte ein ungeplanter Vertretungsgig mit Joe McMahon.

Ein weiteres großes Event in Mikes Kalender war das DeeCracks Sweet Sixteen Geburtstagsfest in der Arena in Wien. Obwohl die Party kein wirtschaftlicher Erfolg war, hatten die beiden Nächte für Mike ihr Ziel erreicht. „Wir haben viel Arbeit reingesteckt und am Ende hat sich das Ganze als finanzieller Verlust herausgestellt. Für uns war das Fest aber trotzdem etwas ganz Großes. Das Geld ist immer das Letzte, was mich da interessiert.“ meint Mike. Ihm ging es unter anderem darum, die Bands nach Österreich zu holen, die die DeeCracks musikalisch über die Jahre begleitet haben. Zum Geburtstag hat sich die Band einen besonderen Act gegönnt. „Wir durften mit Jughead von Screeching Weasel spielen. Von denen hatte ich mein erstes Punk-Album. Das hab ich damals von meinem Bruder geklaut und auf Kassette überspielt. Ich habe mich zu dieser Zeit gefragt, warum diese Musik nicht eigentlich überall gespielt wird. Nirvana, Green Day und Guns´n´Roses wurden ja auf MTV oder im Radio rauf und runter gespielt. Warum nicht Screeching Weasel? Das hat doch viel mehr Energie!“ erinnert sich Mike. Er habe damals schon immer bei der Band seines Bruders gelauscht und war völlig begeistert von dieser Musik.

Diese Begeisterung ließ mit der Zeit nicht nach, sondern wurde zu Mikes Antrieb für die letzten 17 Jahre. Diese Begeisterung für Punk, Arbeitseifer und die positive Attitüde, die Mike an den Tag legt erklären, wie er seit 17 Jahren mit voller Energie touren, managen und feiern kann. Er kennt viele Leute aus der Szene, verteilt über den ganzen Globus. Schätzt andere Musiker und lädt sie ein, gemeinsam zu touren. Dadurch werden die DeeCracks wiederum in andere Länder eingeladen und es ergeben sich wieder neue Möglichkeiten. Mike hat sein Geschäftsmodell verstanden und für ihn so weit adaptiert, dass man nicht mehr von einem Geschäft, sondern von einer Leidenschaft sprechen muss. Auf die Frage, ob er alles noch einmal genau so machen würde, antwortete er nach mehreren Flaschen Bier: „Wenn ich etwas anderes machen müsste, würde ich vielleicht eine Karriere im Profi-Wrestling anstreben.“