Im heiligen Land

 

Titus‘ Song-Contest-Abenteuer mit dem ikonischen Snareschlag sollte nicht sein letztes bleiben. Nach jenem Abend im Jahr 1990 verschlug es ihn neun Jahre später nach Jerusalem, um der österreichischen Gesangskunst erneut bei einem Eurovision Song Contest rhythmisch unter die Arme zu greifen.

Jerusalem war und ist ein heißes Pflaster, das sich durch die Ankunft der österreichischen Delegation auch im positiven Sinn nicht abgekühlt hat. Die streng untersagte nächtliche Wasserakrobatik im warum auch immer geschlossenen Hotelpool blieb der einzige engagierte Versuch in diese Richtung. Wohl wissend um die zahlreichen Überwachungskameras, die professionelles Showmanship, wie es Titus pflegt, nicht vom Badegenuss abhalten konnten. Gerahmt wurden die Nächte im heiligen Land durch langgestreckte Absacker an der Hotelbar. „Wir haben den Überblick verloren im gegenseitigen Einladen und Runden ausgeben.“

Es war dementsprechend eine Woche der Exzesse, der Gegensätze und damit eine Unternehmung, die dem Credo des Song Contest in jeder Hinsicht gerecht wurde. Schließlich seien es Reisen wie diese, die dessen Flair ausmachen. „Jede Delegation macht ihre Empfänge und hat einen Einheimischen bereitgestellt, der einem die Stadt zeigt. Jerusalem war natürlich zusätzlich spannend, da es kein klassischer Urlaubsort ist. Da krachen Kulturen aufeinander, es ist alles streng bewacht und inmitten dessen findet dieser Contest statt.“ erinnert sich Titus zurück.

Vom Fernsehteam zu Promotionszwecken durch die Stadt getrieben, konnte sich Titus so manches Bild machen. „Wir sind von einem muslimischen Taxler chauffiert worden, als ein orthodoxer Jude über die Straße geht und ich sehe, dass der bewaffnet ist. Hat der tatsächlich einfach hinten einen Revolver stecken! Auf die Frage, warum der denn eine Waffe offen mit sich trägt, kam vom Taxler nur ein trocken-aggressives: ‚Weil er feig ist!‘ Das war einer der Momente, wo ich ganz schnell ganz ruhig war. Das ist leider ebenfalls Realität dort. Die Gastfreundschaft der Menschen war aber großartig. Genauso wie das Essen!“

Die Vorzüge der lokalen Küche wurden dem hungrigen Titus bewusst, als er vier Gänge hintereinander das falsche Gericht serviert bekam – und begeistert war. Erst nach dem vierten Gang bekam er – bereits satt von den unverhofften Köstlichkeiten – was er ursprünglich wollte. Eine Analogie zum Leben quasi. Und eine weitere Momentaufnahme aus dem heiligen Land, dessen Zentrum für diese Woche zwischen Hotelpool und Hotelbar lag.

 

von Moritz Nowak