Mike on Tour – Kingons in a Van

Im Zuge der ersten Japan-Tour im Jahr 2013, spielten DeeCracks mehrere Shows mit einer lokalen Band namens Kingons. Die Kingons verbringen bei ihren Shows mehr Zeit in der Luft, als am Boden – sogar der Schlagzeuger. Mike und seine Bandkollegen waren sofort begeistert von den verrückten Japanern und haben sie im darauffolgenden Jahr zu einer Europatour eingeladen. Um sich für die Gastfreundlichkeit der Japaner zu bedanken, wurden die Tourlocations mit Bedacht gewählt. Der erste Gig sollte in Castiglione Delle Stiviere in Italien stattfinden. Die Kingons gehen geschminkt und im Partnerlook auf die Bühne und liefern so richtig ab. „Intro, Choreo und Confetti-kanone. Die Show war der Hammer. Wir fanden es extrem cool, dass die Kingons so gut ankamen.“ erinnert sich Mike.

Vor der zweiten Show in Tencarola zeigten DeeCracks ihren Gästen noch den Gardasee und luden sie auf eine Pizza ein, den Bus parkten sie inzwischen auf einem Videoüberwachten, öffentlichen Parkplatz. Nach cirka eineinhalb Stunden war es an der Zeit, weiter zu fahren. KJ – der Gitarrist der Kingons – ging als erster zum Van. Anfangs lachen noch alle, als KJ schrie „Oh oh oh oh no Window!“ Als Mike dann bemerkte, dass tatsächlich jemand in den Van eingebrochen hat, verging ihm das Lachen. „Irgendwer hat die Beifahrerscheibe eingeschlagen und unser ganzes Gepäck geklaut. Unsere Taschen, die Klamotten, das Geld und die Pässe waren weg.“

Alle Augen sind auf Mike gerichtet. Er ist der Tourmanager. Er muss die Situation irgendwie in den Griff kriegen. „Zuerst musste ich den Veranstalter informieren, der slowakischen Autovermietung Bescheid geben und den Einbruch bei der Polizei melden. Dann hatten wir immer noch das große Problem, dass die Kingons keine Pässe mehr haben und noch Shows in der Schweiz geplant waren.“ Die Carabinieris waren allerdings nicht besonders hilfreich. Auf die Frage, ob die Überwachungsvideos vom Parkplatz irgendwo zugänglich waren, meinten die Beamten nur, dass das Schild nur zur Abschreckung diente.

Die Kingons nahmen ihre Performance sehr ernst. Im Bus sitzen sie immer am gleichen Platz, gehen immer in der gleichen Reihenfolge auf die Bühne und planen ihre Choreo akribisch genau. Inmitten des ganzen Chaos kam Chiba – der Tourmanager der Kingons – zu Mike und meinte der Sänger hat keine Bühnenschuhe und konnte deswegen nicht auftreten. Mike darauf: „What about the shoes he is wearing right now? We don´t have a window in the car. There are more important things right now.” Kurze Zeit darauf kommt Chiba wieder zu Mike: “Äh Mike. Today show, no make-up.“ Mike wiederum: “ We don´t have a window in the car. There are more important things right now.” Irgendwie hat Mike es tatsächlich geschafft, Make-Up aufzutreiben. Endlich konnte er sich hinters Schlagzeug setzen und an seinen Happy-Place zurückkehren. Nach der Show der Kingons steigt Mike auf die Bühne, doch sein Drumset ist weg. „Die Teile waren im ganzen Raum verteilt, ich musste mir erst alles wieder zusammensuchen.“ Nachdem alle Instrumente wieder auf der Bühne waren, konnten DeeCracks endlich starten.

„Wir spielen genau fünfzehn Sekunden, plötzlich ist der Strom weg. Alles ist dunkel, draußen sind Schreie zu hören. Offenbar fühlte sich der Nachbar gestört und kappte die Hauptleitung mit einer Axt.“ Alle gehen raus und beobachten, wie der Nachbar lauthals mit dem Besitzer streitet, ihn kurzerhand in sein Haus zerrt und ihn nicht mehr gehen lässt. Kurze Zeit später tauchen schon die Carabinieris auf. Mike liegt am Straßenrand, verzweifelt hält er sich die Hände vors Gesicht. „Als ich mich wieder halbwegs beruhigt habe, sehe ich nur, wie die Kingons in voller Montur im Polizeiauto sitzen und sich von Chiba fotografieren lassen. Der Moment hat mich vorm Verzweifeln gerettet. Was mich auch bei Verstand gehalten hat, war, dass der einzige Japaner, der gar nichts mehr zum Anziehen hatte, Nakata geheißen hat.“

Fortsetzung folgt…