Hier geht der Punk ab – MISSSTAND aus Kärnten
Für Fans von: Anti-Flag, NOFX, Feine Sahne Fischfilet, Bad Religion, Wizo
Markus Hartmann
Drei Jungs, die ordentlich die Schnauze voll haben. Das ist Missstand. Das ist Punkrock aus Passering bei Klagenfurt. Das sind Mani (Gitarre, Gesang), Patze (Bass) und Dani (Drums).
In mittlerweile drei Alben begeistern die Hinterlandpunks ihre Fans mit schnellem Tempo, einer ordentliche Ladung Melodie und natürlich politischen Texten. Die Vier-Minuten-Marke knacken die Songs dabei zwar nie, aber warum denn auch, wenn man die Kunst beherrscht, in wenig Zeit ordentlich viel Aussage in seine Lieder zu packen. Zwar ist der Release des letzten Albums „I Can’t Relax in Hinterland“ schon bereits wieder zwei Jahre her, aber die darin behandelten Themen bleiben gesellschaftlich so relevant wie eh und je. Spätestens nachdem die 32-minütige Platte dann das erste Mal komplett durchgelaufen ist, wird einem klar: Die Kärntner machen ihrem Bandnamen alle Ehre.
Rassismus, Geschichtsrevisionismus, Verschwörungstheorien, Patriotismus, Sexismus, Homophobie, Staat, Kirche, kapitalistische Zwänge und moderner Glamour-Lifestlye. Auf all das hat Missstand keinen Bock; und sie scheuen auch nicht davor es in ihren Songs klipp und klar deutlich zu machen. Die Texte sind dabei weder kryptisch prätentiös, noch rutscht das Trio in überheblichen Zynismus ab. Vielmehr schwingt, trotz all der ernüchternden Themen, eine Prise Optimismus im Feine Sahne Fischfilet-Stil mit. Die Botschaft ist deutlich: Auch wenn die gesellschaftlichen Entwicklungen zuweilen beinahe lähmend wirken, man ist kein hilfloser Zuschauer. Man hat selbst die Möglichkeit sich aus der Ohnmacht zu befreien, zu handeln und denen, die am lautesten schreien und Ängste schüren, nicht die Bühne zu überlassen.
Die Songs preschen förmlich nur so nach vorne. Bass-Drum Kicks und Snare geben hier die Richtung vor. Doch Hektik oder Chaos entsteht dadurch nur bedingt. Denn immer wieder führen die Strophen einen zu einem Chorus, der nur so zum Mitgrölen einlädt. Einfach, aber effektiv. Als Anspieltipps möchte ich euch dabei demonstrativ insbesondere „Im Dreck“ und „Hinterland“ ans Herz legen.
Unkompliziert wie die Jungs einem stets scheinen, hat sich Schlagzeuger Dani freundlicherweise spontan dazu bereit erklärt dem Backbeat ein paar kurze Fragen rund um die Band zu beantworten:
Missstand existiert ja mittlerweile schon seit mehr als 10 Jahren. Seit wann bist du als Drummer dabei? Und wie hast du zur Band gefunden?
Dani: „Eigentlich schon fast seit Anfang an. Ich bin so vor circa 9 Jahren als Letztes von der aktuellen Besetzung dazu gekommen. Die Jungs hatten vorher einen anderen Drummer, aber ich glaube die Erwartungen, die die einzelnen Mitglieder an die Band hatten waren unterschiedlich stark ausgeprägt und mein Vorgänger hat dann die Band verlassen. Über Freunde hab ich dann erfahren, dass die Band einen Drummer sucht und ich hab mir gedacht, ich versuch‘s mal. Das mit dem Zusammenspielen hat dann gleich relativ gut geklappt. Ich hatte davor eigentlich gar keine Banderfahrung und ich glaube zwei Wochen später haben wir dann schon unsere erste gemeinsame Show gespielt.“
Hast du noch andere Musikprojekte am Laufen?
Dani: „Leider nicht. Natürlich hab ich schon ein paar Mal darüber nachgedacht. Vor allem, weil es für mich auch mal spannend wäre andere Sachen neben Deutschpunk auszuprobieren, aber mir fehlt blöderweise die Zeit, die ich dann dafür investieren müsste. Und bevor ich jetzt etwas halbherzig angehe, lass ich es lieber gleich sein.“
Das Tempo, das du in euren Songs aufrechterhalten musst, ist meistens sehr hoch – Wie arbeitest du an deiner Geschwindigkeit am Drumset?
Dani: „Puh, gute Frage. Irgendwie sind unsere Songs über eine sehr lange Zeit einfach konstant schneller geworden, da musste ich halt irgendwie mithalten. Was mir sehr gut in die Arme spielt ist, dass unsere Songs am Schlagzeug jetzt nicht so technisch anspruchsvoll sind, da kann ich mich dann ganz gut auf die Geschwindigkeit konzentrieren.“
Wie ist das bei euch Live? Darf da auch mal ein Fehler passieren oder seid ihr in der Hinsicht eher Perfektionisten?
Dani: „Natürlich versuchen wir so gut es geht fehlerfrei zu spielen, aber der ein oder andere Patzer lässt sich halt leider schwer vermeiden. In der Regel quatschen wir nach den Shows dann immer kurz darüber was gut lief und was nicht so gut funktioniert hat, aber immer in einem eher entspannten Rahmen.“
Wie ist das so mit deutschsprachigem Punkrock in Österreich? Gibt es da so etwas wie eine „Szene“, wie man es z.B. in Deutschland aus Nordrhein-Westfalen kennt? Gibt es paar Bands, die du uns besonders ans Herz legen möchtest?
Dani: „Natürlich gibt’s auch in Österreich eine Szene, auch wenn sie nicht ganz so groß ist wie in Deutschland. Aber trotzdem gibt’s im Moment in vielen Städten einige motivierte Leute, die sich engagieren, Konzerte veranstalten oder selbst in Bands spielen. Vor allem in den letzten paar Jahren hat sich da in Österreich einiges getan und ich hoffe mal, das es auch weiter bergauf geht.
Also was deutschsprachigen Punk aus Österreich angeht ist die Liste eher überschaubar. Zu meinen Favoriten zählen aber auf jeden Fall Antimanifest, Stockkampf und Verklärungsnot.“
Eure Songs sind Musik mit klarer Aussage. Die Texte sind politisch und absolut ernst. Versteht ihr euch klar als Politpunk-Band? Fehlt dir manchmal die Leichtigkeit? Oder ist das im Moment politisch einfach nicht der Zeitpunkt dafür?
Dani: „Missstand war ja schon immer sehr politisch und auch wenn in letzter Zeit öfters auch mal private Themen besungen werden, liegt bei uns der Fokus doch klar im Politischen. Ich glaube es würde sich irgendwie falsch anfühlen, wenn wir jetzt anfangen nur noch Lieder übers Saufen und Feiern zu machen. Solche Songs sind jetzt zwar nicht weniger wichtig, aber da sind andere Bands auf jeden Fall besser darin.“
Zum Ende noch eine off-topic Frage aber trotzdem Punk: Österreichs Dosenbier mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis?
Dani: „Ich bin eigentlich nicht so der Dosenbier-Connaisseur, aber wenn ich mich entscheiden muss, greif ich in der Regel zu Schwechater.“
Und wie es beim Punk so oft ist, entlädt sich die volle Energie der Lieder dann erst so richtig beim Live-Auftritt. Bei ihren Konzerten befinden sich Missstand stets in guter Gesellschaft. Während sie sich im Februar noch mit der legendären Knochenfabrik die Bühne teilten, treten sie im Mai unter anderem neben den aufstrebenden Post-Punks von Love A auf dem Fight Back Festival in Nürnberg auf.
Und da ist natürlich noch der April: Im Zuge der Hallo Hoffnung Tour 2019 kommen Missstand zusammen mit den Berliner Skatepunks von ZSK sowohl in die Arena Wien (12.04), als auch ins p.p.c nach Graz (13.04). Wir sehen uns beim Stagedive!