Schorsch Feierfeil: Cover-Gestaltung in Österreich

Durch KünstlerInnen, wie etwa Gottfried Helnwein oder Stefan Sagmeister, ist Österreich mit einer langjährigen Geschichte der Gestaltung von Platten verbunden. Es verwundert nicht, dass selbst heute noch Album-Artworks für Diskussionsstoff sorgen können, dienen sie ja nicht nur als Hülle für einen Tonträger, sondern können auch als grafische Darstellung der darauf enthaltenen Musik verstanden werden. Grund genug, sich mit Schorsch Feierfeil, welcher in den letzten Jahren unter anderem die Cover für 5K HD, Schmieds Puls oder Alex Miksch gestaltete, Musikvideos animierte und laufend für die Wochenzeitung „Falter“ illustriert, zu einem Interview zu treffen.
von Maximilian Zeller
Schorsch Feierfeil Covers

War es dir von Beginn an wichtig, mit deiner Arbeit als Illustrator auch mit MusikerInnen zusammen zu arbeiten oder hat sich das erst mit der Zeit ergeben?

Naja, eigentlich war es sogar so, dass mir noch vor meiner Zeit als Illustrator ein Projekt für eine CD-Cover-Gestaltung angeboten wurde und das dann mehr oder weniger der Ursprung meiner weiteren Arbeiten war. Über einen Freund kam ich zu Hubert Bründlmayer, für dessen Band Hornhub ich ein Artwork gestalten durfte. Das war überhaupt das erste Mal, dass ich illustrativ gearbeitet habe. Später wurde das Album dann im „Falter“ rezensiert. Die suchten zu der Zeit gerade einen Illustrator und so ist dann eins zum anderen gekommen. Natürlich habe ich davor auch schon für Freunde an Plakaten oder Ähnlichem gearbeitet - was aber eher eine Spielwiese für mich war, bei der ich ohne viel Druck künstlerisch tätig sein konnte.

Wie ist es dann dazu gekommen, dass du mit deiner Arbeit als Illustrator mehr und mehr Aufträge für Cover-Artworks von KünstlerInnen bekommen hast?

Das ergab sich eigentlich immer durch den Freundeskreis. Zunächst eben mit Hornhub, aber dann auch später mit Kompost 3 oder 5K HD war es so. Über den Proberaum Scheibbs wurden beispielsweise Konzerte organisiert, bei denen ich an der Organisation beteiligt war. Da lernt man dann natürlich auch die Bands kennen und schließt Freundschaften. Dadurch ergibt sich oft mit der Zeit eine Zusammenarbeit.

Wie schaut in etwa der Gestaltungsprozess aus, wenn du beispielsweise an einem Design oder Layout für ein Album arbeitest? Kommunizierst du da viel mit den MusikerInnen bzw. gibt es genaue Vorgaben, auf die du eingehen sollst oder ist das von Projekt zu Projekt unterschiedlich?

Der Ablauf ist schon sehr projektabhängig. Bei einem Album ist es bei mir aber im Normalfall so, dass ich nach einem kurzen Briefing mit den Künstlern bzw. Künstlerinnen, bei dem grob die wichtigsten Infos besprochen werden, die Musik bekomme und mich einhören kann. Es gibt dann schon zumindest noch ein längeres Gespräch, bei dem es mir hauptsächlich darum geht, so prägnant und kurz wie möglich die Kernaussagen des Werkes herauszufinden. Das ist natürlich oft ein sehr schwieriger Prozess, denn die MusikerInnen stecken in ein Album sehr viel Arbeit und Detail rein. Das dann so drastisch herunterzubrechen ist meist gar nicht so einfach.

Aber ist es so, dass die KünstlerInnen bereits mit einer relativ klaren visuellen Idee zu dir kommen oder entsteht das immer in Zusammenarbeit?

Wirklich klare Vorgaben, wie das Ganze ästhetisch aussehen soll, gibt es eigentlich relativ selten. Ich bekomme auch fast nie Referenzen zu anderen Platten, die in eine ähnliche Richtung gehen, wie sich die Bands das vorstellen. Der Prozess läuft eher so ab, dass es eben zunächst eine inhaltliche Grundidee gibt, bei der es aber noch nicht ums Visuelle geht. Danach fertige ich meist drei bis vier skizzenhafte Umsetzungsideen an. Das präzisiert sich dann immer mehr und es wird klarer, in welche Richtung es gehen soll. So ist das zumindest meistens der Fall. Es gibt aber auch Fälle, bei denen man sich mit sehr viel Aufwand auf ein Konzept fixiert, um am Ende doch davon abzulassen und stattdessen die erste, oft simpelste Idee verwendet.

Wenn man sich einige deiner Artworks ansieht, zum Beispiel das neue Kompost 3 Album oder das letzte Schmieds Puls Album, kann man meiner Meinung nach relativ große Unterschiede zu deinen sonstigen Illustrationsarbeiten erkennen. Liegt das an der Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen oder arbeitest du einfach gerne mit neuen Stilen und Techniken?

Also für mich war immer schon klar, dass vor dem Beginn eines Projekts die Herangehensweise noch nicht vorgegeben sein kann. Man kann eben nicht alles in einem Stil adäquat umsetzen - besonders dann, wenn es um ein Plattencover geht. Manche Projekte brauchen eine ganz simple grafische Umsetzung, andere ein Foto oder eine Zeichnung. Sowas ist meist keine Vorgabe, sondern entwickelt sich im Laufe des Projekts heraus. Bei dem Schmieds Puls Album mit dem Lava-Cover war es beispielsweise so, dass ich zunächst ganz unterschiedliche Dinge ausprobiert habe. Da hab ich sehr viel gemalt, am Computer gearbeitet, Sachen gebaut und auch mit Tinte experimentiert. Es hat sich dann aber immer mehr herausgestellt, dass ein Layout mit einem simplen Foto am besten passt. Manchmal braucht es auch dieses Ausschlussverfahren.

Hörst du während der Gestaltung eines Artworks die Musik des Albums, auch als Inspirationsquelle, oder ist das für dich nicht so wichtig?

Die Musik ist schon sehr relevant für mich bei meinem Arbeitsprozess. Vor allem beim Entwickeln des Konzepts höre ich die Alben immer sehr viel. Da gehe ich auch intensiv auf die einzelnen Stücke ein und versuche wirklich auf viele Details zu achten.

Vor einigen Tagen ist das neue 5K HD Album „High Performer“ erschienen, für welches du das Artwork gestaltet hast. Wie ergab sich hier die Idee, einen Windhund für das Cover zu verwenden? Gibt es da konkrete Zusammenhänge mit den musikalischen Ideen bzw. Konzepten der Band?

Nach einer Weile hat sich diese ganz konkrete Idee des Windhunds als Sinnbild für den ‚High Performer‘ herauskristallisiert. Da das Album dieses Thema der zwanghaften Selbstoptimierung im Titel und eben auch musikalisch widerspiegelt, war meine Vorgabe dann, diesen Windhund immer wieder zu zeichnen und verschiedene Stile zu probieren. Es war mehr oder weniger die Suche nach dem perfekten Porträt des Windhunds.

Ein weiterer Bereich deiner Arbeit sind mittlerweile auch Animationsvideos geworden. Wie hat sich das ergeben, dass du für Bands Musikvideos animiert hast?

Ich bin bereits während meiner Zeit an der Universität mit Animationsarbeiten in Berührung gekommen und mochte das eigentlich ganz gerne. Das waren oftmals aber eher Experimente und nicht wirklich fertige Videos. Von einer befreundeten Band bekam ich dann ein Angebot, für sie ein Musikvideo zu gestalten und ich dachte mir - warum nicht? Nachdem das ganz gut funktioniert hat, traten auch weitere Bands an mich heran. Es ist aber so, dass ich leider viele Anfragen für Videos ablehnen muss. Solche Arbeiten sind für mich extrem zeitaufwändig.

Es gibt von Stefan Sagmeister, der ja z.B. Cover-Artworks für die Rolling Stones, Lou Reed oder Brian Eno gestaltet hat, die Aussage, dass Plattencover tot seien. Durch die ständig rückläufigen Verkaufszahlen von CDs und Platten aufgrund von Streamingdiensten gelten diese, seiner Meinung nach, nicht mehr als Massenprodukte und sprechen nur noch Einzelne an. Wie würdest du das sehen?

Ich bin da eigentlich gegenteiliger Meinung. Ich denke, dass Leute, die sich heute eine Platte oder CD kaufen, das Album wirklich in der Hand haben wollen und es als ein künstlerisches Gesamtwerk ansehen. Alle anderen, die das nicht interessiert oder keinen Wert darauf legen, werden die Musik streamen. Dadurch wird die Cover-Gestaltung, zumindest für mich, interessanter, da der Kauf eines Albums viel bewusster stattfindet.

Vielen Dank für das Interview!

In der Galerie für Gegenwartskunst Hofmarcher sind derzeit in Schorsch Feierfeils erster Ausstellung einige seiner Werke, darunter auch Plattencover, zu sehen.