Schlagzeuge aus Messing und Kupfer? – Bei Schagerl Drums mittlerweile Tradition

Wer mit Blechblasinstrumenten etwas am Hut hat, ist bestimmt schon einmal über den Namen ‚Schagerl‘ gestolpert. Dass nun eine Firma, die sich vor allem auf den Bau dieser Instrumentengruppe spezialisiert hat, auch Schlagzeuge herstellt, mag auf den ersten Blick etwas unüblich wirken. Warum das aber gar nicht so abwegig ist, erzählen die beiden Gründer der ‚Schagerl Drums‘, Markus Lechner und Robert Schagerl, im Gespräch.
von Maximilian Zeller

Bereits 1961 wurde der Familienbetrieb Schagerl in der niederösterreichischen Gemeinde Mank gegründet. Das Hauptaugenmerk beim Bau ihrer Instrumente liegt seither vor allem auf Innovation und Weiterentwicklung. Besonders darin bestand auch die Motivation für Robert Schagerl, ein Schlagzeug aus Messing zu bauen – er wollte an etwas Neuem arbeiten. Dabei sei ja eigentlich ein Schlagzeug aus Messing oder Kupfer prinzipiell gar nichts neues, erklärt er. Der Schlagwerkbau gehörte, vor allem in früheren Zeiten, zu der Blechblasinstrumentenherstellung. Da man aber im Laufe des Zweiten Weltkriegs diese Materialien für andere Zwecke benötigte und sie zum Bau für Musikinstrumente verboten hatte, musste auf andere Werkstoffe umgestiegen werden. Später ist man dann aus verschiedenen Gründen, etwa dem geringeren Gewicht, bei Holzkesseln geblieben, wodurch sich das Messing-Schlagzeug auch nicht mehr wesentlich weiterentwickelt hat.

Nach seinen ersten Ideen und Überlegungen begann er dann etwa 2010, gemeinsam mit dem damals noch als Werkzeugbauer angestellten Markus Lechner, an einem ersten Snare Drum Prototypen zu arbeiten. Zirka zwei Jahre dauerte der Entwicklungsprozess, bis dann die erste Snare Drum mit dem Namen ‚Antares‘ für die Produktion ausgereift war. Da es den Betrieb bereits über 50 Jahre gibt und die beiden sehr viel Erfahrung mit den Materialien und Arbeitsprozessen hatten, war die größere Herausforderung zu Beginn auch nicht der Bau der Trommeln an sich. Eher das Tüfteln am Klang der Instrumente benötigte einige Zeit. Dabei war die Zusammenarbeit mit professionellen Musikerinnen und Musikern immer ein wichtiger Faktor. So ist es nicht verwunderlich, dass bei der Entwicklung der ersten Trommeln aus dem Hause Schagerl Musiker wie Walter Grassmann oder Thomas Lang, aber auch die Berliner Philharmoniker, beteiligt waren. Durch diese breitgefächerten Kooperationen sind die Schlagzeuge mitunter relativ unterschiedlich einsetzbar – von Jazz, über Rock und Pop, bis hin zur Klassik finden sie Verwendung. Nachdem die Produktion der Instrumente ins Laufen kam, übergab Robert die Fertigung komplett an Markus – er selbst wäre eher am Entwickeln und Basteln interessiert.

Aber was genau sind nun die klanglichen Unterschiede zu einem Holzkessel und was hat es mit der gewölbten Form der Snare Drum auf sich? Markus erklärt mir, dass bei der Produktion kein typisches industrielles Messing, sondern, ähnlich wie bei ihren Blasinstrumenten, das leichte MS63-Messing verwendet wird. Dadurch ist es möglich, die Kessel mit etwa 0.7 bis 0.8 mm relativ dünnwandig herzustellen. Holzkessel beginnen hier im Vergleich erst meist bei einer Dicke von etwa 5 mm. Durch die dünnen Metallkessel besitzen die Trommeln stärker ausgeprägte Tiefen, eine genauere und sensiblere Ansprache sowie einen generell etwas offeneren Klang mit mehr Sustain, als solche mit hölzernem Kessel. Die gewölbte Form, Bombierung genannt, dient den schmalen Kesseln dabei unter anderem als Stabilitätshilfe. Außerdem haben die einzelnen Bauteile der Trommel eine Eigenresonanz, welche sogenannte parasitäre Schwingungen erzeugen. Die Bombierung hilft dabei, diese zu dämpfen und so gering wie möglich zu halten. Ein weiteres Merkmal der Kessel ist auch die handgefertigte Produktion. Vom Verformen der Bleche, über das Löten, bis hin zum Verhämmern wird alles in Handarbeit gefertigt. Selbst einige Einzelbauteile, wie die Stimmschrauben, Lugs oder Snare-Teppiche, werden im Eigenbau hergestellt. 

Mittlerweile umfasst der Produktkatalog nicht nur einige unterschiedliche Snare Drum-Modelle und Schlagzeug-Sets in variablen Größen, sondern auch diverse Finishes, wie beispielsweise eine natürliche oder eine patinierte Oberfläche. Zurzeit wird vor allem an verschiedenen Hardware-Elementen gearbeitet, unter anderem an einer eigenen Snare-Abhebung. Auch der Vertrieb soll zukünftig noch weiter ausgebaut werden. Dafür war Markus erst vor Kurzem mit seinen Schlagzeugen bei der amerikanischen Musikmesse NAMM vertreten. Ein weiteres zukünftiges Projekt ist die Produktion von Bongos, entsprechend ihrem Motto – Play different. Think brass – aus Messing gefertigt. Kupfer und Messing bieten als Materialien bei den Schagerl Drums mit ihren vielfältigen klanglichen Möglichkeiten nicht nur für Snare Drums, sondern auch für das ganze Set, eine gute Alternative zu den sonst üblicheren Holzkesseln. 

Foto 1: Maximilian Zeller

Foto 2 & 3: www.schagerl.com/drums