Kobrakasino – „Mut zur Blamage ist wichtig“

2019 haben die vier Grazer ihre Debütsingle ‚Origami‘ veröffentlicht. Ihre Musik aus Pop mit deutschen Texten ist erfrischend und nostalgisch zugleich. Ende dieses Jahres soll ihr erstes Album erscheinen. Wir haben die Band interviewt und mit ihnen über ihre aktuelle Single ‚Nur Einen Tanz‘, ihre Meinung zu Messages in der Musik und die Arbeit an ihrem Debütalbum gesprochen.
von Clara Pacher

Wie würdet ihr euch selbst vorstellen – wer sind Kobrakasino?

Wir sind vier Jungs, die einfach gerne daheim Musik machen. Irgendwie eine Band, irgendwie Producer und alles andere. Das ist gerade so unser Lebensstil.

Wie und warum habt ihr begonnen, Musik zu machen?

Wir kommen alle aus der gleichen Stadt und sind alle aus ähnlichem Staub gemacht. Teilweise sind wir Brüder, waren miteinander im Kindergarten und oft gemeinsam im Club. Deswegen haben sich unsere Wege dann musikalisch zwangsläufig gekreuzt und wir haben eine Session bei uns daheim gemacht. So ist dann der erste Song „Origami“ entstanden.

Woher der Name Kobrakasino?

Das ist einfach ein catchy Name, der in einem Kaffeehaus entstanden ist und bedeutet eher wenig. Aber wir sind dabei, dem Namen eine Bedeutung zu verleihen.

Was sind eure musikalischen Einflüsse?

Schwierig zu sagen, weil wir alle aus unterschiedlichen Ecken kommen. In der Schnittmenge findet man dann MGMT, Tame Impala, The Strokes, Gorillaz, FKA Twigs, Charli XCX usw. Das heißt jetzt aber nicht, dass wir so klingen, wie die eben genannten Künstler*innen, sondern das hören wir einfach gern. Und in der lokalen Musikszene gibt‘s natürlich auch wahnsinnig gutes Zeug.

Wie würdet ihr euren Sound beschreiben?

Im Großen und Ganzen ist es eine poppige Angelegenheit, die aber nicht immer Wohlfühlmusik ist. Man kann uns auch nicht so gut im Hintergrund nebenbei hören. Oft blubbert es und bläht sich auf und manchmal wird’s sogar schlumpfig.

Wie arbeitet ihr generell? Wie entstehen eure Songs?

Rezeptlos. Also immer anders eigentlich. Manchmal bei einem Jam im Proberaum, manchmal nach der Millionenshow zuhause im Zimmer. Oft alleine im Bett, aber hin und wieder auch in der U-Bahn. Wir sind da sehr flexibel. Es gibt eine Cloud-basierte Schatulle, die jederzeit gerne befüllt werden darf und aus diesen Schnipseln schustern wir dann die meisten Songs zusammen.

Habt ihr zuerst Text oder Musik?

Meistens gibt‘s schon am Anfang einen Text oder er entsteht parallel zur Musik. Im besten Fall passen beide Komponenten zusammen. Mut zur Blamage ist wichtig.

Wer schreibt bei euch die Texte und wer die Musik?

Zwei machen Text, alle die Musik.

Mit welchen Themen habt ihr euch in eurer aktuellen Single ‚Nur Einen Tanz‘ auseinandergesetzt? Wie ist die Single entstanden?

Wir waren alle sehr durstig, weil es heiß war im Sommer 2020. Und diese Hook war für längere Zeit schon im Äther. Es hat irgendwie nix gepasst, deswegen haben wir viele verschiedene Versionen von dem Song gemacht, bis es dann funktioniert hat. Wir waren durstig, schon fast brandig vom daheim Feiern und waren sehnsüchtig nach einem zünftigen Stelldichein. So war das dann – schwer zu erklären. Ein langwieriger Prozess jedenfalls.

Wie wichtig sind euch Messages und welche wollt ihr transportieren?

Wir mögen keine aufdringlichen Messages. Dazu ist auch die Reichweite zu gering. Wenn man sehr bekannt ist, kann man schon zu wichtigen Themen Stellung beziehen. Aber wir würden das dann eher über ein anderes Medium machen, als über die Musik.
Wenn ein Text eine schön verpackte Message rüberbringt, die dann auch ankommt, hat das natürlich einen Mehrwert. Die Message, die wir transportieren, kann man zwischen den Zeilen rauslesen. Immer etwas Verbindendes.

Gibt es ein Ziel, das ihr mit eurer Musik verfolgt und wenn ja, welches?

Es wäre natürlich schön irgendwann von der Musik alleine leben zu können. Aber da gehört einfach sehr viel Glück dazu. Und da wir nicht den Anspruch haben, eine möglichst große Masse mit unserer Musik zu erreichen, schauen wir mal, was passiert. Wir wollen einfach gute Songs schreiben und experimentieren. Wenn das jemandem gefällt, ist es großartig.

Seht ihr euch als Bühnenmenschen? Tretet ihr gerne vor Publikum auf oder schreibt ihr vielleicht lieber?

Wir fühlen uns auf der Bühne wohl, aber haben auch introvertierte Eigenschaften. Das ist schwer zu pauschalisieren, weil wir vier Personen sind.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Ein feines Album rauszubringen ist der nächste Schritt. Das heißt viel recorden, schreiben, austauschen, Darlings killen, networking usw.

Erzählt mir doch ein wenig über die Arbeit an eurem Album.

Wir arbeiten momentan mit Max Walch zusammen, der die Songs mischt. Außerdem haben wir Freunde, bei denen wir Drums aufnehmen können und der Rest passiert daheim. Die Nachbarin hat Angststörungen und Ohrwürmer.
Es gibt keinen klaren thematischen roten Faden, der sich durch das gesamte Album zieht, aber die Songs werden von Anfang bis Ende immer intimer. Die Texte haben einen nostalgischen und ein bisschen naiven Charakter. Es wird einige Überraschungen geben.
Wir haben keine Deadline, deswegen ist es ein fließender Prozess, der aber hoffentlich noch vor dem Sommer abgeschlossen sein wird. Das Album wird dann voraussichtlich im späten Herbst erscheinen. Alle Angaben ohne Gewähr.

Fotos: Rea von der Liszt