Im Talk mit: Kipod

Weit entfernt von seiner Heimat Israel hat Kipod die Stadt Graz als Homebase erwählt, um die Variationsbreite seines musikalischen Repertoires in die Welt zu tragen. Wir haben mit ihm über Kreativprozesse, zukünftige Shows und Mamas Musikwünsche gesprochen.

von Stephanie Gaberle

Pic: Clarissa Sopper

Es ist schwierig, Afik Eshel aka Kipod genremäßig wirklich festzulegen – und eigentlich muss man das auch gar nicht erzwingen. Es ist seine Wandelbarkeit, seine Vielzahl an Skills, die ihn als Musiker ausmachen. Einflüsse aus diversen Genres wie Hip Hop, Pop, Rock sind in seinen Songs zu finden, die Präsenz eines unaufdringlichen, aber mitreißenden Grooves ist dabei jedenfalls allzeit fühlbar. Als Songwriter, Sänger, Sounddesigner und Gitarrenspieler ist Kipod zwar prinzipiell dazu fähig, komplett alleine Musik zu produzieren – die wahre Magie entsteht für ihn aber beim gemeinsamen Schaffen. 

Du hast vergangenes Wochenende in Wien (Planet Festival Tour) live gespielt, wie war’s? 

Das war eine sehr coole Erfahrung für mich. Obwohl wir nicht so viel Zeit auf der Bühne hatten, sind wir erstaunlich gut reingekommen und haben alle gemeinsam die Musik genießen können. Das richtige Gefühl kam auf und die Atmosphäre war dementsprechend wunderschön. Wir haben danach auch richtig gutes Feedback bekommen, was uns sehr motiviert. 

Wie ist es überhaupt zu dem Projekt Kipod gekommen? 

Das Projekt Kipod besteht schon seit mehreren Jahren und ich habe im Zuge dessen bereits einige Songs veröffentlicht. In den letzten Jahren hat sich mehr Charakter und Tiefe in meiner Musik entwickelt, also hat sich auch mein musikalischer Fokus ein wenig verlagert. Ich habe mich mit einigen anderen Musikschaffenden in Graz zusammengeschlossen, die unter anderem Schlagzeug, Bass und Saxophon spielen – dadurch erwacht der Sound auf ganz eine andere Art zum Leben. Es ist wirklich schön, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Ja, Ich kann auch als Solo-Musiker funktionieren, aber die richtige Magie entsteht dann, wenn ich mit anderen zusammen bin und wir alle einen Teil zum Ganzen beitragen. Die Band selbst ist durch einen völlig organischen Prozess entstanden – unser Haupttreffpunkt war wohl der City Peach Graz, wo ich eine Zeit lang Covers und auch teilweise meine eigenen Sachen gespielt habe. Irgendwann wurde ich dann von einzelnen Menschen erkannt und mit meiner Musik in Verbindung gebracht. Dann haben wir uns connected, um mal probeweise zusammen zu jammen und so ist die Band entstanden. Ich habe sie also nicht über LinkedIn gefunden.

Pic: Michael Fiedler

Wie bist du dazu gekommen, die Musik zu machen, die du machst? 

Als ich 8 Jahre alt war, habe ich Waldhorn gelernt – das war nicht wirklich der Peak meiner Kreativität. Im Alter von 12 habe ich dann die Gitarre für mich entdeckt. Meine Mama hatte sie mir zum Geburtstag gekauft mit einem gewissen Ziel: Dass ich ihr Songs von Eric Clapton vorspiele. Das hab ich dann auch brav gemacht. Irgendwann habe ich gelernt, gleichzeitig zu singen und zu spielen und auch damit begonnen, meine eigenen Songs zu schreiben. Wenn ich sie mir heute anschaue, sind sie ehrlicherweise ziemlich niedlich. Ich habe dann auch eine Zeit bei Schulveranstaltungen gespielt und danach den Wehrdienst in Israel absolviert, der obligatorisch 3 Jahre dauert und währenddessen ich alles ein bisschen auf Eis legen musste. Im Anschluss lag mein Fokus mehr auf dem selbst Produzieren: Ich wollte mich aufnehmen können und Sachen editieren. Aus diesem Grund habe ich dann auch in Tel Aviv Musikproduktion studiert. Ein großer Teil meiner Motivation kam allerdings sicherlich vom gemeinsamen Jammen und Improvisieren mit anderen. Das ist nach wie vor ein großer und wundervoller Teil vom Musikmachen für mich.

Wie schreibst du deine Songs? 

Wenn ich Songs schreibe, habe ich kein bestimmtes Thema im Kopf und mache das hauptsächlich intuitiv. Manchmal habe ich einen Ansatz, wie eine Melodie oder einen Beat, mit dem ich anfange, aber es gibt keine konkrete Vision. Ich versuche immer, das große Ganze zu sehen und finde, dass genau das den Song erst interessant macht – ihm den Raum zu lassen, sich zu entfalten. Oft kann ich selbst erst später, etwa mittendrin, genauer erkennen, worum es geht. Die Musik ist für mich bereits da und ich bin hier, um sie in der Welt zu manifestieren. Musik bedeutet für mich Verbundenheit. 

Ihr spielt demnächst wieder eine Show?

Exakt – ich freue mich sehr auf die Release Party zu unserer neuen Single „Sandbox“ im Music House in Graz am 4.2., wo wir den ganzen Abend zur Verfügung haben werden. Zwei Schlagzeuger unterstützen mich, außerdem gibt es ein akustisches Set, um die Vielfalt meiner Musik zu zeigen. Und danach werden wir eine offene Jam-Session haben – ein schönes Add-On zu dem Abend sein wird und auch das, was für mich Musikmachen ausmacht: Gemeinsam mit anderen zu spielen, zu improvisieren und Neues entstehen zu lassen.