Fanparanoia
Jenes volkstümliche Musikduo aus heimatlichen Gefilden, dessen Kapelle Titus Vadon sich in den 90ern angeschlossen hatte, brachte so einige kleinere Gefahren mit sich. Durfte man musikalisch vom einfachen Weg nicht abweichen, galt dies ebenso für so manchen Backstagebereich. Es war bei der zweiten Tournee mit Titus, als sich seine Kollegen dazu entschlossen, von nun an nicht mehr nach jedem Konzert vor die Fans zu treten und diese zu kraulen und zufrieden zu stimmen. Diese waren das aber seit jeher so gewohnt. Eine fatale Entscheidung? In jedem Fall eine brenzlige Situation.
„Ich habe mich beim Backstagebereich verirrt, stehe plötzlich vor einer Traube von Fans. Sechzig. Mindestens! Wie Zombies kommen sie langsam auf mich zu.“ Die Türe hinter ihm ist freilich unwiederbringlich ins Schloss gefallen. Leichte Unruhe macht sich breit. „Was wollen die denn von mir?!“ Mit großen Augen und ernster Miene rücken sie immer näher und fragen blumig bedrohlich: „’Wo sind denn die beiden? Bist du nicht in der Band? Du musst es doch wissen. Wo sind denn die?‘ Das war wirklich unangenehm, ich hatte richtig Schiss.“
Titus fand der Überlieferung nach dennoch heil aus der Situation heraus, jedoch mit einer in dieser Deutlichkeit nie empfundenen Erkenntnis: Die Stars wollen gesehen werden! Als Musiker bist du da gar nichts. Höchstens Mittel zum Zweck. Aus.
Moritz Nowak