Backstage. Abseits des Rampenlichts – mit Katharina »Kate« Krachler

Nachdem in der letzten Ausgabe von ,Backstage. Abseits des Rampenlichts‘ das Licht eine große Rolle gespielt hat, geht es diesmal um die Person, die es bedient. Wir hatten die Chance die Lichttechnikerin Katharina »Kate« Krachler in ihrem Home-Office zu befragen, worauf es bei ihrer Arbeit so ankommt. Im ersten Teil werdet ihr erfahren wie sie zur Lichttechnik gefunden hat, was sie an ihrem Job besonders schätzt und natürlich: wie sie sich durch die Corona-Krise schlägt.
Text: Patrick Tilg
Lichttechnik

Dass es bei Live-Musik – wenn man vom Rampenlicht spricht – auch jemanden geben muss, der es steuert, gerät manchmal in Vergessenheit. Mal ehrlich, wie oft seid ihr schon von einem guten Konzert nachhause gekommen und habt euch gefragt: „Wer war wohl für diese großartige Licht-Show verantwortlich?“. Und dabei ist es meistens weit mehr als ein monotones Ausleuchten der Bühne. Bei vielen Live-Konzerten, egal welchen Genres, gibt es raffiniert durchdachte Licht-Shows, ohne die die meisten Bands – wenn sie nicht gerade akrobatisch durch die Luft schwingen, oft sehr blass dastehen würden.

 

Ihre erste Begegnung mit der Lichttechnik hatte Kate während einem Schulpraktikum, wo sie sich im Explosiv in Graz durch verschiedenste Bereiche der Kulturarbeit probieren durfte. Obwohl sie schon damals bald erkannte, dass die Lichttechnik sie am meisten fasziniert, nahm sie doch erst den Umweg über einen „anständigen“ Beruf und machte eine Ausbildung zur Speditionskauffrau. Denn die Ausbildung zur Event-Technikerin war damals quasi neu und es gab nur wenige freie Stellen. Deshalb eignete sie sich parallel zu ihrer Ausbildung ihre Skills am Lichtpult selbst an. Sie dachte sich einfach „scheiß drauf, die großen, ,alten‘ Lichttechniker hatten früher auch nicht die Möglichkeit sowas offiziell zu erlernen. Ich mach was ‚normales‘ und erarbeite mir das nebenbei“.

Schon bald durfte sie im Grazer p.p.c und bei den Grazer Spielstätten mit verschiedensten Künstler_innen zusammenarbeiten. Dabei lernte sie nationale wie internationale, große wie kleine Tourproduktionen kennen und es dauerte nicht mehr lange bis sie mit den ersten Bands auch außerhalb von Graz unterwegs war. Ob mit Pirates On a Boat Of Love oder mit Russkaja, die Namen wurden stetig größer. Und als 2012 schließlich das Angebot von Toph Taylor (ehem. Trouble Over Tokyo) kam, ob sie nicht Lust hätte bei seinem neuen Projekt SOHN zusammenzuarbeiten, war die Entscheidung fällig den alten Job zu schmeißen und sich nur noch „in der wilden Welt des Rock’N’Roll zu bewegen“. Seitdem arbeitet sie selbständig als Lichttechnikerin und kann davon auch gut leben. Es handelt sich hier übrigens, wie bei der Tontechik, um ein freies Gewerbe und fällt unter die Rubrik „Beleuchtungs- und Beschallungstechnik“.

Die Entscheidung war wohl die richtige, denn es folgte die Zusammenarbeit mit Künstler_innen wie Shantel & Bucovina Club Orkestar, Fiva, Krautschädl, Leyya, Mavi Phoenix, Granada, Folkshilfe und einigen mehr. „Am intensivsten ist wohl meine Zusammenarbeit mit SOHN, hier kann ich mich wirklich voll und ganz ausleben. Wir verstehen uns fast blind was unsere künstlerischen Vorstellungen betrifft und hatten wirklich im gesamten Team eine fantastische Zeit über die Jahre.“ Was sie allerdings an allen bisherigen Kooperationen sehr schätzt, ist das freundschaftlich bis familiäre Verhältnis zu den Künstler_innen und Crews.

Genregrenzen kennt Kate, wie unschwer zu erkennen ist, kaum. Allerdings sind Bands mit politischen Haltungen, die ihr nicht „schmecken“ ein klares No-Go. Und natürlich sollten ihr die Bands selbst gefallen, schließlich hört sie diese auf Tour ja auch hunderte Male. Um eine Schlager-Tour würde sie sich also nicht unbedingt reißen.

Bis jetzt beleuchtete sie übrigens fast ausschließlich Bands, doch für die Zukunft bringt sie es durchaus in Erwägung auch in Theater- oder Performance-Projekten mitzuwirken. „Theater ist eine eigene Kunst für sich und hat ganz eigene (Arbeits)strukturen.“

 

Wir kamen schließlich auch noch auf die Corona-Krise zu sprechen, denn diese hat natürlich nicht nur Auswirkungen für Musiker_innen und Veranstalter_innen, sondern eben auch für Licht- und Tontechniker_innen, Tourmanagement und Live-Fotograph_innen, um nur einige zu nennen. Allein für Kate konnten bis jetzt schon an die 20 Shows nicht stattfinden. „Ich hab schon aufgehört zu zählen, aber es kommen natürlich grad jede Woche neue dazu.“

Doch sie versucht es zu nehmen wie es ist. Die erste Runde der Corona-Förderung ging immerhin positiv aus. Sie hofft aber trotzdem – wie alle im Kulturbereich, dass es im Herbst wieder losgehen kann. Problematisch ist dabei, so Kate, dass die Techniker_innen nicht alle versäumten Konzerte nachholen können, weil man ja nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein kann und sich daher einiges überschneiden wird.

Kate versucht jedenfalls die Zeit zu nützen, um sich zu entspannen und an neuen Lichtkonzepten zu tüfteln. So will sie sich körperlich und mental auf eine arbeitsintensive Wintersaison vorbereiten, denn die wird dieses Jahr mit Sicherheit doppelt so hart – vorausgesetzt Veranstaltungen finden dann wieder statt.

Lichttechnik

Fotos: Philipp Hirtenlehner (Fließtext) und Ralph König (Sidebar)