Freddie Red und die schönen Dinge des Lebens
Während Spinal Tap die Drummer weggestorben sind, kommen Freddie Red immer wieder die Gitarristen abhanden. Originalklampfer Mike „The Machine“ Czak hat die Wiener Rock’n’Roll Band heuer verlassen und sich „nach Berlin geschlichen, um seine Solokarriere zu verfolgen“, wie Schlagzeuger Fabian Eder berichtet.
Nach kurzen Intermezzos mit anderen Gitarristen, füllt derzeit der Bruder von Frontman Flo Weningner den vakanten Posten als Rhytmusgitarrist aus und springt bei dem nächsten Gig, am 19. November im Arena Beisl in Wien, ein. Ob dies eine dauerhafte Lösung sein wird ist noch nicht fix. Dauerhaften Eindruck wird hingegen Freddie Reds Debütalbum On Fire hinterlassen! Die CD ist seit 5. Oktober erhältlich. Backbeat-Redakteur Alexander Schöpf hat sich mit Sänger und Gitarrist Flo Weninger, Bassist Lukas Krenmayr und Drummer Fabian Eder im Freddie Red Proberaum in Hernals getroffen um etwas mehr über die Band und ihre Musik zu erfahren.
Ihr habt kürzlich euer erstes Album mit dem Titel On Fire auf den Markt geworfen. Die Aufnahmen dafür liegen aber schon ein bisschen länger zurück. Warum die Verzögerung?
Lukas: Wir haben es in den Weihnachtsferien 2010 aufgenommen. Gemischt und gemastert war es relativ schnell, innerhalb von drei Monaten. Was dann über ein Jahr gedauert hat, war die Labelgründung.
Ihr habt also selber ein Label gegründet, um die CD releasen zu können?
Lukas: Ja, Pete Kupfer unser Bandfotograph und Flo haben einen Verein gegründet – „Freddie Red Records – Verein zur Förderung von Österreichischer Musik“ – und das ganze bürokratische Drumherum hat ein Jahr gedauert.
Flo: Ja, trotz ständigem Nachfragen und Hinterhertelefonieren hat es so lange gedauert, bis wir den Bescheid über die Vereinsgründung bekommen haben. Und vor rund zwei Monaten haben wir endlich das Album released. Musikalisch ist es ein Mix aus erdigem 70er Rock und klassischem 80er Rock. Die Texte handeln hauptsächlich von Freiheit, ewiger Jugend, Partys und Sex, sprich den schönen Dingen des Lebens.
Aufgenommen habt ihr in den Penzing Records Studios. Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?
Lukas: Wir haben mal drei Tage mit Option auf einen vierten Tag gebucht. Wir haben aber nicht gewusst, ob wir es schaffen, das Album in dieser kurzen Zeit aufzunehmen und sind eigentlich völlig unvoreingenommen hingegangen. Im Notfall wäre es halt eine EP geworden. Am Ende haben wir dann das ganze Album in dreieinhalb Tagen eingespielt.
Fabian: Wir haben jeden Tag um 9 Uhr in der Früh angefangen und die vom Studio waren sehr cool, weil wir dann am Abend solange spielen durften, wie es nötig war und wir nicht nach acht Stunden oder so aufhören mussten.
Um 9 in der Früh im Studio, sehr lobenswert …
Flo: Jeden Tag um 9 in der Früh Rock’n’Roll!
Ich nehme mal an, ihr habt die Rhythmustracks live eingespielt.
Lukas: Ja, die Rhythmussection hat live gespielt und Solos und Gesang wurden als Overdubs aufgenommen. Was am längsten gedauert hat, waren die Gitarrensolos. Die Backingtracks hatten wir eigentlich immer mit dem dritten oder vierten Take im Kasten.
Seit ihr mit dem Ergebnis auch jetzt, fast zwei Jahre nach den Aufnahmen, noch zufrieden?
Flo: Wir sind sehr zufrieden! Ich mag jeden Song und kann mir das Album eigentlich jeden Tag anhören.
Und wie sind die Reaktionen auf das Album?
Lukas: Auf den Song „Thinkin’ About You“ hab ich bis jetzt am meisten Resonanz bekommen.
Flo: „I Want You“ und „I´m On Fire“ laufen bereits bei einigen DJ’s in Wien rauf und runter und kommen gut an.
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Fabian: Dadurch, dass wir das Album hauptsächlich bei unseren Livegigs verkaufen, kommt es klarerweise noch nicht wirklich in den Medien vor. Das Feedback kommt also hauptsächlich noch von Freunden, Bekannten, Fans und anderen Musikern.
Lukas: Aber wir sind gerade dabei, verschiedene Medien zu kontaktieren, damit sie unsere CD besprechen. Der inoffizielle Release war am 5. Oktober in der Szene Wien beim Sonic Heartbreak Festival weil da wirklich viele Leute dort waren und wir uns gedacht haben, dass ist eine gute Möglichkeit, um unsere CD zu präsentieren. Ich habe aber das Gefühl, dass die meisten Leute keine CD’s mehr kaufen wollen. Denn Musik ist heutzutage nur noch Schall und für Schallwellen will niemand Geld ausgeben.
Flo: Es wird auf jeden Fall demnächst auch eine offizielle Releaseparty geben!
Wer schreibt die Songs?
Flo: Ich komm normalerweise mit den fertigen Songs in den Proberaum und es wird noch ein bisschen daran gefeilt. Texte und Musik schreibe ich.
Fabian: Es ist eigentlich ein wandelbarer Prozess. Wir haben so ein oder zwei Proben, wo wir die neuen Sachen ein paar Mal spielen, aber dann kann es in der nächsten Probe durchaus vorkommen, dass wir wieder was ändern.
Flo: Grundsätzlich hauen wir sowieso fast alle Songs wieder raus. Das heißt eigentlich, dass die Beiden alles wieder raus hauen. Drummer und Bassist nehmen maximal jeden fünften Song an (Gelächter). Am Ende bleibt also nur das Beste vom Besten übrig.
Aus wie vielen Songs besteht das Liveset? Und spielt ihr auch Covernummern?
Flo: So 12 bis 13 Nummern sind’s meistens. Wir spielen keine Covers.
Lukas: Das einzige Cover, das wir ein paar Mal live gespielt haben, war „Deuce“ von Kiss.
Fabian: Das haben wir damals in den ersten Proben zum Kennenlernen immer gespielt.
Lukas: Wir sind dann aber relativ schnell dazu übergangen, nur noch eigene Sachen live zu spielen.
Habt ihr, bevor ihr „Freddie Red Records“ gegründet habt, auch versucht das Album bei einem anderen Label unterzubringen?
Flo: Eine kurze Zeit lang schon. Aber ich habe mir gedacht, dass es eigentlich keine große Hexerei ist, ein eigenes Label zu gründen. Und ich habe gern alles selber in der Hand, daher haben wir das dann einfach durchgezogen und „Freddie Red Records“ gegründet.
Lukas: Es gibt in Wien viele gute Independent Labels, die aber auf einer anderen Schiene fahren. Und das einzige Label, das für uns interessant gewesen wäre, ist „Burnside Records“. Und der Labelchef von denen war von „Thinkin’ About You“ so begeistert, dass er uns angeboten hat, den Song als Single zu releasen.
Und wie schaut Freddie Reds Masterplan aus?
Flo: Naja, eine weltweite Stadiontour wäre natürlich geil, aber wir wollen realistisch bleiben und nichts erzwingen. Aber sollte sich die Möglichkeit ergeben ins Ausland zu gehen, dann sind die Koffer in zehn Minuten gepackt.
Lukas: Flo hat schon sehr hohe Erwartungen an die Geschichte. Ich für meinen Teil sehe das Ganze als Kunstprojekt. Für mich ist die Band einfach etwas, mit dem ich mich identifizieren will und selbstverwirklichen kann. Und der finanzielle Erfolg steht für mich nicht an oberster Stelle.
Flo: Es wäre cool, vom Rock’n’Roll leben zu können. Aber da ist in Österreich ein Lottosieg wahrscheinlicher.
Und was sind eure unmittelbaren Pläne?
Flo: Grundsätzlich wollen wir einfach weiterhin in Clubs und auf Festivals spielen, gute Songs produzieren und dem Publikum einheizen wie bisher.
Lukas: Wir machen auf jeden Fall weiter. Wenn wir keinen passenden Gitarristen finden, dann eben zu dritt. Wir sind gerade in einer Umbruchphase und ich sehe das auch als große Chance, zum Beispiel in Richtung Songwriting ein bisschen was zu ändern. Wir haben kürzlich eine sehr sehr leiwande Akustiknummer aufgenommen, die wir in Zukunft sicher live spielen werden. Ich sehe da auch ein bisschen unsere Zukunft: High Voltage Rock’n’Roll in Verbindung mit richtig leiwanden Akustiknummern.
Abschließend noch eine Frage zum Label: Würdet ihr auch andere Bands releasen?
Flo: Selbstverständlich! Wer möchte kann uns gern seine Demos schicken. (Genauere Infos gibt es unter booking@freddieredrock.com – Anm. d. Red.)
Live gibt es Freddie Red das nächste Mal am Montag, 19. November um 20 Uhr – gemeinsam mit den Italienern von Whiskey Funeral – im Arena Beisl, Baumgasse 80, 1030 Wien, zu sehen.
Weitere Infos zu Freddie Red unter www.freddieredrock.com.
Interview: Alexander Schöpf
Fotos: Peter F. Kupfer