Franz Fuexe – Das Interview zu ihrem dritten Album „> Musik“

Die aus Niederösterreich stammende Band Franz Fuexe beweist mit ihrem neuen Album „> Musik“ aufs Neue, wie vielschichtig und facettenreich eine Punk-Band sein kann. Das von Christian Schachinger als eine der „gegenwärtig herausragendsten Bands in Österreich“ gelobte Quartett spielte vor kurzem im ausverkauften Chelsea in Wien ihre erste Release-Show zu ihrem bereits dritten Album. Letzten Freitag verschlug es sie nach Graz, um auch dem mediterranen Süden ihr neuestes Werk zu präsentieren. Dabei hatte ich die Möglichkeit mit der Band rund um Jürgen Schallauer, Luca Mayr, Matthias Leichtfried und Christoph Pruckner über „> Musik“ zu reden.
Interview: Maximilian Zeller

Inwiefern unterscheidet sich das neue Album „> Musik“ zu den beiden vorherigen?

Jürgen: Bei diesem Album haben wir uns, also was das Aufnehmen betrifft, um einiges mehr Zeit gelassen als bei den letzten. Wir haben diesmal pro Tag in etwa eineinhalb Songs aufgenommen, davor waren es meist sechs an einem Tag.

Luca: Es ist diesmal auch total reduziert.

Chris: Besonders was das Songwriting betrifft. Die Songs sind viel klarer und klingen diesmal vielmehr so, wie sie klingen sollten und wie sie gemeint sind. Das war bei den vorherigen Alben vielleicht nicht immer ganz der Fall.

Luca: Aber das lag mitunter daran, dass wir diesmal schon beim Songwriting viel kritischer waren. Bereits bei der Auswahl der Lieder, die aufs Album kommen sollten, fielen die Entscheidungen viel bewusster.

Jürgen: Es ist auch konzentrierter als die Alben zuvor. Wir lehnen uns zwar schon noch in alle Richtungen aus dem Fenster und experimentieren viel, aber wir schweifen dabei nicht so aus.

Chris: Es sind zum Beispiel diesmal eigentlich keine zwei Nummern dabei, die einander ähnlich sind. Also die nicht das gleiche Konzept oder den gleichen Beat haben.

Es war ja bereits das dritte Album an dem Zebo Adams (unter anderem Produzent für Bilderbuch, Zeal & Ardor, etc.) mitwirkte. Wie spiegelt sich diese Zusammenarbeit in eurem Sound wieder?

Luca: Da war wiederum der zeitliche Faktor ausschlaggebend. Wir haben uns diesmal viel mehr Zeit gelassen, den eigenen Sound im Studio zu finden, damit es eben so klingt, wie wir uns das vorgestellt haben. Und da ist Zebo schon sehr kritisch was den Sound angeht.

Matthias: Vor allem was den Gitarrensound betrifft. Wir haben etwas aufgenommen, uns das angehört und dachten, das ist es noch nicht. Da wusste er zum Beispiel genau, was noch gefehlt hat. Wir haben dann eine andere Box probiert und die hat wirklich super geklungen. Solche Sachen kann man aber eben nur machen, wenn man genügend Zeit dafür hat.

Mit acht Nummern und ca. 20 Minuten Spiellänge ist die Veröffentlichung im Vergleich zu euren anderen Alben relativ kurz. Was war die Idee dahinter, das neue Album so kompakt zu gestalten?

Jürgen: Der Plan war ursprünglich eigentlich nicht, ein ganzes Album zu machen. Zu Beginn wollten wir nur fünf Tracks aufnehmen. Dann haben wir aber doch noch ein paar Nummern mehr geschrieben und es wurde zu einem Mittelding zwischen EP und Album. Aber so wie wir es sehen, ist es auf jeden Fall ein Album. Es ist eben der nächste Schritt und genau so viel Wert wie die vorherigen Alben.

Chris: Außerdem wollten wir nicht noch zusätzliche Nummern draufpacken, nur um das Ganze länger zu machen oder aufzufüllen. Vor allem wenn man das, was man eigentlich sagen will, schon in kürzerer Zeit sagen kann.

Mit dem neuen Album seid ihr auf das Hip-Hop-Label Honigdachs gewechselt. Wie hat sich das ergeben?

Jürgen: Das hat sich eigentlich mit dem Peter [Kalcic] von B.Visible ergeben, der einige von den Honigdachs-Bands produziert und bei dem Label generell ziemlich involviert ist. Mit ihm spiele ich auch in einer anderen Live-Band und da habe ich irgendwann gemerkt, dass die unser Zeug ganz gut finden und eine Zusammenarbeit super passen würde. Außerdem hatten wir mit Paul [aka Monobrother] bereits vorher eine Connection, weil ich mit ihm auch an der selben Schule war. Man hat sich halt irgendwie auf dem Schirm gehabt und das hat jetzt dann einfach gut hingehauen.   

Luca: Man merkt da, dass das von der Atmosphäre und der Attitude her total funktioniert und wir mit den ganzen Leuten sehr gut auskommen. Außerdem passt unsere Musik auch sprachlich sehr gut dazu.

Durch die recht unterschiedlichen Stücke auf dem Album lässt es sich eigentlich nur schwer in ein Genre eingrenzen. Wie wichtig ist dieser Pluralismus für euch?

Jürgen: Das ist schon ein wichtiger Punkt bei der Band. Dass man einerseits total simple Sachen hat, also zum Beispiel ewig lange einen Akkord spielt, aber andererseits genauso irgendwelche Jazz- oder Hip-Hop-Teile einbauen kann. Und das macht das Ganze schon sehr spannend, auch für uns.

Luca: Wir sind eben Musik-Fans und nicht Genre- oder Szene-Fans. Wir hören alle viel verschiedene Musik und das beeinflusst natürlich das Songwriting. Der Grundkonsens ist zwar  prinzipiell schon der, dass man harte Musik macht, aber eben mit allen Mitteln bzw. Einflüssen, die wir haben. 

Eure Live-Shows sind ja immer sehr intensiv. Spielt ihr lieber Konzerte oder findet ihr die Arbeit im Studio interessanter?

Luca: Also ich finde, wir sind auf jeden Fall eine Live-Band. Wenn ich an die Fuexe denke, ist auch das Erste, was mir einfällt, ein Live-Konzert. Bei den Auftritten spürt man einfach viel mehr die ganze Energie und Attitude, welche die Band zu geben hat.

Jürgen: Außerdem ist es live geil ab dem ersten Ton den man spielt bis zum letzten. Aber die Arbeit im Studio ist natürlich auch spannend.

Matthias: Besonders das Fokussieren auf einzelne Lieder und das genaue Arbeiten an Details finde ich im Studio interessant. Aber wenn ich es mir aussuchen müsste, spiele ich schon lieber live.

Jürgen: Im Studio gibt es halt schon oft sehr mühsame Arbeiten, aber ich finde, ohne diese wäre das Livespielen dann nur halb so spannend und umgekehrt genauso.

Ich finde, man merkt vor allem beim neuen Album, dass einige von den Texten eher einen humoristischen Charakter haben, während andere gleichzeitig total politisch sind. Wie wichtig ist diese Ausgewogenheit an Themen für euch?

Jürgen: Diese Balance ist wirklich wichtig für mich. Ich find es immer schwierig, ernste Themen anzusprechen, ohne dass es gleich so klingt als würde man jemandem alles erklären wollen. Außerdem ist das dann auch völlig fad. Damit das funktioniert, muss man das Ganze irgendwie in einen Schmäh einpacken. Manche Nummern leben dann nur von so einem Schmäh, aber meistens ist es schon ausgewogen. Selbst innerhalb eines einzelnen Songs kommt es öfters vor, dass zuerst etwas ernst gemeint ist und dann gleich darauf ein kompletter Blödsinn kommt. Aber meist reimt es sich dann wenigstens!

Stehen als Nächstes, nach euren beiden Release Shows in Wien und Graz, mehr Konzerte an oder gibt es bereits jetzt schon Pläne für ein neues Album? Nachdem in Österreich ja auch gerade soviel in der Politik passiert, gäbe es ja vermutlich genügend inhaltliche Inputs, oder?

Jürgen: Natürlich wollen wir jetzt mal viele Konzerte spielen, aber ich habe auch schon wieder ein Gefühl für das nächste Ding. Wir haben einige neue Riffs zusammen und bereits ein paar Ideen angejammt, also geht es auf jeden Fall bald weiter. Und ja klar gibts jetzt schon viel Stoff von dem, was da grad alles passiert, aber darauf möchte ich gar nicht so viel eingehen. Das soll ja nicht zum Hauptthema werden. So wichtig ist mir jetzt beispielsweise Strache nicht, dass der in jedem Song vorkommen muss.

Luca: Diese politischen Themen haben zwar schon einen großen Platz in unseren Texten, aber das schwingt eher immer ein wenig mit und ist meist nicht so direkt.    

Vielen Dank für das Interview!

Fotos: Christian Messner