Max Heller

Spaß ist das, worum es für ihn geht. Max, der diese Freude mit jeder Faser seines Körpers ausstrahlt, erzählte uns in einem Interview, wie man seinen eigenen Proberaum aus dem Boden stampft, wie er es schafft, intensives Schlagzeugspielen mit einem 40-Stunden Job zu vereinen und was das alles mit Luftgitarrespielen zu tun hat.

Bei meinen Recherchen habe ich einen Max Heller gefunden, der 2007 Staatsmeister in Luftgitarre spielen wurde. Bist das du?

Ja, ich bin noch immer amtierender Staatsmeister, weil 2007 die letzte offizielle Luftgitarren Staatsmeisterschaft war. Ich bin 2006 und 2007 angetreten und war beide Jahre in Oulu/Finnland bei der Weltmeisterschaft dabei. Dort hatte ich unglaublich viel Spaß und habe sehr viele Leute von der ganzen Welt kennengelernt. Das Tollste war, dass dort alle eine riesige Familie sind. Die Organisatoren machen das für den Weltfrieden, denn das Motto ist: Während man Luftgitarre spielt, kann man keine Waffe in der Hand halten.

Wie bist du zum Schlagzeugspielen gekommen?

Eigentlich habe ich mit 6 Jahren begonnen, Schlagzeug zu spielen. Am Anfang habe ich nur Snaredrum gelernt. Für einen Sechsjährigen ist es natürlich extrem langweilig kein eigenes Schlagzeug zu haben. Darum habe ich mit 8 Jahren aufgehört zu spielen. Da meine Geschwister beide ins Musikgymnasium gegangen sind, wollte ich später aber auch wieder Musik machen und habe mit 15 beschlossen, nochmals mit dem Schlagzeugspielen anzufangen. Das Meiste habe ich mir selbst beigebracht. Der damalige Freund meiner Schwester, Alex Schuster, ist Schlagzeuger und er hat mir auch immer wieder Neues gezeigt, aber das Meiste habe ich autodidaktisch gelernt. Im Nachhinein habe ich mir oft gedacht, es wäre gut gewesen in die Musikschule zu gehen. Aber da ich aus einer Musikerfamilie komme, hatte ich viel Kontakt zu studierten Schlagzeugern. Das war mein Vorteil.

Wie hast du dann entschieden, was du lernen möchtest?

Ich wollte mich eigentlich immer in jede Richtung weiterentwickeln. Aber wenn man nicht jede Woche einen Lehrer hat, der sich beschwert, wenn man nichts übt, dann ist es als Jugendlicher ein bisschen schwierig. Ich habe dem Alex immer gesagt in welche Richtung ich gehen möchte und er hat mir Übungen dafür gegeben. Dabei habe ich immer das gelernt, was ich lernen wollte. Deswegen fehlen mir aber auch die Grundlagen. Ich hätte gerne das kleine ABC, also von jedem Musikstil die Grundbeats, gelernt. Oft stoße ich im Internet oder auf einem Konzert auf einen Schlagzeuger, der mir gefällt. Ich lasse mich von dem, was er spielt, inspirieren und beschäftige mich mit einzelnen Aspekten. Mir macht es besonders viel Spaß autodidaktischen Schlagzeugern zuzusehen, weil sie oft Sachen machen, die studierten Schlagzeugern nie einfallen würden. Sie spielen zum Beispiel Handsätze, die für andere sehr unpraktisch wirken. Ich denke aber, beim Schlagzeugspielen ist alles erlaubt. Es ist egal, wie hoch man seinen Hocker oder wie tief man die Snare hat. Schlagzeugspielen ist etwas sehr Individuelles und ich finde, das ist etwas sehr Schönes.

Wenn du zum Beispiel Technik geübt hast, wie hast du dich dann selbst kontrolliert?

Am Anfang hat es mir sehr geholfen, alles mit Klick zu üben. Wenn man immer mit dem Metronom übt und dann ohne spielt, ist der Bewegungsablauf automatisiert. Ich habe jahrelang nie zu Musik gespielt und habe ganze Sets nur mit dem Metronom geübt. Ich denke, dabei konnte ich mich stark verbessern. Für meine Körperhaltung hab ich mir am Anfang oft einen Spiegel vor das Schlagzeug gestellt und mir beim Spielen zugesehen. Auf Fotos sehe ich heute noch immer, dass ich mich beim Spielen nach vorne lehne oder den Unterkiefer nach vorne schiebe. Wenn man konzentriert ist und stark spielt, ist das etwas ganz Natürliches. Wenn man aufrechter sitzt, hat man aber eine größere Reichweite und die Fills funktionieren besser, da man sich nicht selbst im Weg ist.

Weil du eben von den Sets deiner Band gesprochen hast: In welchen Bands hast du bisher gespielt und in welchen spielst du momentan?

Im Moment liegt der Hauptfokus auf „Reverend Backflash“. Außerdem spiele ich bei „Diedenbaum & Plastik“, einer Indie-Rock Band. Dabei spiele ich mit einem sehr reduzierten Schlagzeug, also nur mit Basedrum, Hi-Hat, Snare und einem Crash-Becken für alle Fälle. Mein Motto war schon immer: Weniger ist mehr. Ich denke, oft braucht es gar nicht mehr als einen geraden Beat, der groovt. „Panjapol“, meine erste Band, gibt es nach wie vor. Leider kommen wir wegen unseren anderen Projekten kaum dazu, kreativ zu sein. Außerdem habe ich lange Zeit bei „Kung Fu Kitty“, gemeinsam mit meinen Geschwistern, und bei „The Freaks Come Out At Night“ gespielt.

Wir sitzen gerade in eurem selbstgebauten Proberaum. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Das ist ganz einfach: Jeder will einen eigenen Proberaum haben (lacht). Mein Vater war Musiklehrer und spielt nach wie vor viele Konzerte. Meine Schwester und ihr Freund leben von der Musik, genauso wie mein Bruder. Wir sind also fünf Leute in der Familie, die Musik machen. Deshalb war es schon längst überfällig und der Proberaum ist sehr ausgelastet. Das ist ein großer Traum, den wir uns damit erfüllt haben.

Wie macht man das, wo fängt man an?

Als Erstes waren wir bei einem Tonarchitekten zu einem Beratungsgespräch. Er hat uns einen Plan gemacht und uns gesagt, wie wir das angehen müssen. Ich habe dann alles, was ich konnte, selbst gemacht, wie zum Beispiel die ganze Innenraumkonstruktion. Ich habe dafür insgesamt 1700 Isoclips mit jeweils zwei Schrauben in die Stahlbetonwand und -decke montiert. Der Innenraum wird dadurch schwebend gelagert. Deshalb war das ganze letzte Jahr auch sehr arbeitsintensiv, aber es hat sich wirklich ausgezahlt.

Wie funktioniert es, dass du neben dem Arbeiten einen Proberaum baust und auch noch viel spielst?

Man probt ja am Abend und spielt am Wochenende. Ich habe zum Glück einen Job, den ich sehr gerne mache und in dem ich mir meistens Urlaub nehmen kann, wenn Konzerte sind. Außerdem ist nicht immer in allen Bands gleich viel los. Wenn es mal wirklich eng wird, spiele ich einfach zwei Konzerte an einem Tag (lacht).

Stimmt, das hast du ja letztens gemacht. Wie hat das funktioniert?

Super! Ich habe mit „Reverend Backflash“ als erste Band in der Szene um halb neun gespielt. Im Outback Wolkersdorf stand ich dann mit „Diedenbaum & Plastik“ um zehn Uhr auf der Bühne. Ein guter Freund hat mich dabei unterstützt und war mein Schlagzeugroadie, Fotograf und Fahrer. Ohne Freunde und Familie wäre das alles nicht möglich. Ich finde in der Musikszene ist das Miteinander etwas besonders Schönes, so wie beim Luftgitarre spielen. Für mich war das gesamte Wochenende wirklich super. Neben den zwei Konzerten, die ich gespielt habe, war ich am Sonntag noch am „Against Me!“ Konzert. Dort hat mir die Merchandise-Verkäuferin Sticks geschenkt. Mir passieren andauernd so schöne Dinge, aber so wie man in den Wald schreit, schallt es zurück.

War es für dich denn auch eine Option von der Musik zu leben?

Nein, eigentlich nicht. Ich bin von Beruf Vermessungstechniker und sehe mich auch eher als Techniker. Um die Musik zum Beruf zu machen hätte ich in die Musikschule gehen und früher damit anfangen müssen. Ich spiele, weil es mir Spaß macht. Wenn ich wirklich Geld damit verdienen und deshalb Kommerz spielen müsste, würde mir das nicht so viel Spaß bereiten. Manchmal habe ich mir die Frage gestellt, aber eigentlich will ich es genauso wie es ist. Ich bin damit wirklich sehr glücklich.



Steckbrief

 

Lieblingsbecken:

Mein altes 20“ Zildjian K Ride, das mir leider vor zwei Monaten gerissen ist. Das war mein erstes gutes Becken und es hat wirklich lange gehalten. Wenn ich es gar nicht mehr spielen kann, wird es einen Ehrenplatz an der Wand bekommen.

Lieblingsgroove:

Aus „In deinen Augen“, einem Song von Panjapol

 

Lieblingsfill:

Aus einem neuen Song von Reverend Backflash, der noch nicht betitelt ist.

(Anm: f auf der 1. Viertelnote bedeutet hier Flam)

 

Stilbeschreibung:

Laut mit Hingabe



 

weiterführende Links:

http://www.reverendbackflash.com

https://diedenbaumplastik.bandcamp.com

http://fm4.orf.at/soundpark/p/panjapol/main

 

Interview: Mira Achter

Foto: Chris Lendl