My Glorious: “Album 2013” – Outlook positiv!

Seit fünf Jahren rühren die Wiener Sami Goodenough sowie die Zwillinge Gregor und Paul Sailer im Popgeschehen mit um. Trittsicher tänzelt deren Band My Glorious entlang der Schnittlinie von Alternative und Melodic Rock, Vorausschau bannt die Gefahr des Stillstandes. Auch dem der Veröffentlichung harrenden neuesten Longplayer wird das Weiterwollen anzuhören sein. Backbeat sprach mit Sänger und Gitarrist Sami.
Von Martin Macho

Wo verortest du My Glorious musikalisch?

Als wir 2008 begonnen haben, wurden wir von einer Journalistin einmal stilistisch irgendwo zwischen Coldplay und Foo Fighters eingeordnet. Zu diesem Zeitpunkt war das zumindest nicht ganz falsch. Jetzt geht es bei uns doch mehr in Richtung Liedorientiertheit. Wir sind alle sehr große Bruce Springsteen-Fans, oder auch Bob Dylan und so. Was die nächste Platte betrifft, steht der Song jedenfalls noch mehr im Mittelpunkt.

Nächste Platte, gutes Stichwort: Ihr seid seit etwa einem halben Jahr eifrig am Werkeln, um ein neues Album fertigzustellen. Wo steht ihr im Produktionsprozess momentan?

Wir haben im Juni alles aufgenommen. Gemeinsam, nicht einzeln, auch meine Gesangsparts. Ganz einfach weil wir als Band irrsinnig gerne miteinander spielen. Das ist zwar technisch eine Herausforderung, macht aber umso mehr Spaß. Die Nacharbeit ist dadurch halt etwas limitiert und eingeengt. Normalerweise ist zum Beispiel auf der Gesangsspur kein anderes Instrument drauf, da kannst du dann hinterher zusammenschnipseln was du willst. Bei mir ist im Hintergrund Schlagzeug, Bass, Gitarre zu hören, dadurch hat man nicht mehr alle Möglichkeiten. Aufgenommen wurden um die 20 Titel, momentan sind wir am Sondieren was gut und was singletauglich ist, und wie das Album als Ganzes im Endeffekt klingen soll. Weil die Liedauswahl und die Zusammensetzung natürlich bestimmen, wie die Platte wirkt. Melancholisch bis dunkel, positiv bis fröhlich.

Trotzdem, worauf können sich die Fans inhaltlich – auch im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben (“Home Is Where The Heart Breaks” und “Inside My Head Is A Scary Place”, Anm.) – freuen?

Die ersten beiden Alben waren ja schon sehr nachdenklich. Die neue Platte weist einen insgesamt positiveren Outlook auf. Warum das so ist, könnte ich gar nicht mit Bestimmtheit sagen, es hat sich im Songwriting einfach so ergeben. Arbeitszeitmäßig ist es sicher das Album, das My Glorious am meisten beschäftigt hat. Hier hat es am längsten gedauert, bis wir sagen konnten, „O.k., das passt“.

Gibt es schon einen Albumnamen?

Nein, das hängt sehr von der Liedauswahl ab. Sie ist das entscheidende Kriterium. Die Auswahl hat Einfluss auf die Covergestaltung, die muss dann wieder mit dem Namen zusammenpassen. Arbeitstitel war bis jetzt “Album 2013” (lacht).

Somit wird auch noch kein fixer Erscheinungstermin feststehen, oder?

Das ist sehr stark von der wirtschaftlichen Komponente abhängig. Wenn wir es, so wie bisher, ohne Label handhaben, wird es wohl frühes Frühjahr werden. Falls wir eine Labelpartnerschaft eingehen – Interessenten gäbe es ja –, müsste man erst schauen, wie die das sehen.

Du bist eigentlich Brite, wie hat es dich nach Österreich verschlagen?

Meine Mum ist Engländerin. Vor etwa 40 Jahren ist sie nach Österreich gekommen, ich bin hier geboren. Fast die gesamte Kindheit habe ich aber auf der Insel verbracht. Da die übrige Familie in England lebt, habe ich ein Zuhause hier und dort. Ich besitze auch beide Staatsbürgerschaften. Wobei ich, ehrlich gesagt, lieber in Österreich als in England wohne.

Was den Lebensstandard, oder auch was die musikalischen Möglichkeiten hierzulande betrifft?

Der Lebensstandard ist das Eine, die Mentalität das Andere. Obwohl ich mir mit der österreichischen Mentalität hin und wieder auch recht schwer tue. Nachdem unser Hauptmarkt Deutschland und die USA ist, ist England für uns musikalisch gar nicht mal so extrem wichtig. Wenn es Sinn gemacht hätte, der Musik wegen nach England zu gehen, hätte ich das bestimmt gemacht.

Die Frage, die sich bei dir aufdrängt: Ist Goodenough dein tatsächlicher Nachname?

Ich bin stolz sagen zu können, es ist ein wirklicher Name, der Mädchenname meiner Mum. Der Grund, Goodenough zu wählen, war die Internetsuche. Wenn du Musiker bist und im Web gefunden werden willst, brauchst du ein Alleinstellungsmerkmal. Mein echter Name ist Samuel Fischer. Da kommst du dann etwa auf Seite 1000. Bei Sami Goodenough kommt man beim ersten Eintrag zu mir. In Zeiten des Internet musst du halt auch schauen, wo du bleibst.

Du hast die wirtschaftliche Komponente schon kurz erwähnt. Dabei fällt die Statuierung von My Glorious als Aktiengesellschaft auf. Welche Strategie steckt hinter dieser doch unüblichen Maßnahme?

Die Frage ist, wie du zu dem Geld kommst das du brauchst, um kreativ weiterzukommen. Touren, Albumaufnahmen kosten eine Menge. Wenn dich eine Plattenfirma barmherzigerweise nimmt, ist das immer mit entsprechenden Auflagen verbunden. Eine Plattenfirma funktioniert ja im Prinzip wie eine Bank. Du borgst dir Geld und gibst es, verblendet durch die schönen Möglichkeiten die du damit hast, aus. Am Ende wird das mit dem was du einnimmst gegenverrechnet. In den allermeisten Fällen gibt es da das böse Erwachen, weil man sehr viel weniger verdient, als man glaubt. Daraus ergeben sich eine Machtposition, die die Firma dem Künstler gegenüber hat, und eine Entscheidungsgewalt darüber, wie seine Kunst auszusehen hat. Jetzt sind wir aber keine 17 mehr und wollen Teenie-Stars werden, sondern die Musik machen, die aus unseren Herzen kommt. Die Herausforderung war, Strukturen zu finden, die gesetzlich so festgelegt sind, dass man automatisch weiß, unter welchen Bedingungen man Geld gibt. Das ist die Idee der Aktie. Wenn du eine Aktie kaufst, weißt du wie hoch das Risikokapital ist, und dass du damit viel Geld machen kannst. Das hängt wieder davon ab, wie erfolgreich die Firma ist. Rechtlich bist du an diese Firma geknüpft. Die hat Auflagen, wie sie mit deinem Geld umgehen, und dir deinen Profit auszahlen muss. Dazu muss aber schon gesagt werden, dass wir immer noch Musiker sind, und keine Wirtschafter.

Dann schnell zurück zur Musik: My Glorious sind bereits ziemlich weit herumgekommen, unter anderem seid ihr schon mehrmals durch die USA getourt. Habt ihr da in puncto Publikumsverhalten Unterschiede festgestellt?

Man würde glauben, dass man als österreichische Band im Ausland belächelt wird, das ist aber überhaupt nicht so. Im Gegenteil eigentlich. In Amerika ist man gleich interessant, weil die Arnie und “Sound Of Music” cool finden und glauben, wir rennen alle in Trachten herum. In Israel und den Oststaaten sind die Leute total begeisterungsfähig. Es macht richtig Spaß, mit ihnen zu hüpfen und zu tanzen. Unsere deutschen Nachbarn sind absolut offen und lieben unseren Wiener Dialekt. Als Österreicher findet man die Piefkes per Staatsbürgerschaft schon blöd und unterstellt ihnen, dass sie uns auch scheiße finden. Ganz ehrlich – keines der Vorurteile, das der Durchschnittsösterreicher über den Deutschen hervorbringt, hat sich bewahrheitet. Dort klatschen die Leute auch eher, in Österreich schaut man vorwiegend. Wobei das bis zu einem gewissen Grad auch unfair ist, weil die österreichischen My Glorious-Fans schon total abgehen.

Was ist live in nächster Zeit geplant?

Wir spielen im November noch auf einem Festival in Deutschland, dann kehrt unsere Jahresendepause ein. Allerdings spielen wir noch am 23.12. eine Akustik-Weihnachtsshow im Schutzhaus Rosenhügel im 23. Bezirk in Wien. Das haben wir vor zwei Jahren schon gemacht, damals an zwei aufeinanderfolgenden Abenden. War restlos ausverkauft und sehr festlich und schön. Also auch dieses Mal sollte man's nicht verpassen!