„Und das nicht!“

„Und das nicht!“ Die Reaktion auf die dreiste Unbescheidenheit war eindeutig, böse Blicke inklusive. Das hat man nun davon, wenn man Können mit Leichtsinn verwechselt.

Da stößt Titus Vadon aus existenzieller Notwendigkeit heraus irgendwann in den 90ern zu einer volkstümlichen Musikgruppe aus heimatlichen Gefilden, will locker seine Fertigkeiten präsentieren, und dann das. Aber ehrlich, er, der erfahrene Stil- und Genrejongleur an den Drums, und die Anspruchsarmut als geltendes Recht des Schlagers, das schrie ja förmlich nach „taktvollem“ Einführungsunterricht in Sachen Groove, Drive und Feel.

Weit, ganz weit gefehlt, millionenschwere Schlagerstars benötigen keine Missionierungsversuche aus dem Fußvolk. Da ist kein Platz für volltönende Snare-Schläge, kein Platz für virtuose rhythmische Übergänge. Bei einer Probe, in der Titus seine Skills wieder einmal unter Beweis stellen wollte, platzte dem Bandvorsteher dann der Kragen: „Und das nicht!“

„Ich wollte ihnen zeigen, wie man Pop in diese Musik bringt. Ich, der eigentlich Erfolglose“, blickt Titus jetzt feixend zurück. „Im Nachhinein betrachtet weiß ich, dass es im Schlager nicht um die Musikalität geht, die ich geglaubt habe, einbringen zu müssen“, ergänzt er. Nein, der Prophet zählt nichts im gelobten Land der Kircherl und Bacherl: „Es zählt die Einfachheit“. Einfach unfair, irgendwie. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…

Von Martin Macho