Oska balanciert auf dem schmalen Grat der Popmusik

Die Musikerin Oska hat am 25.02. ihr Debüt Album My world, My love, Paris veröffentlicht – wir haben reingehört.
Von Philipp Spiegl

Sanft beginnt Oska mit „Too Nobody“. Eine Ballade an die Musik, untermalt mit schönen Streicher:innen und folkigen Gitarren. Ein Opener der in jedem Indie Film seinen Platz finden würde. Weiter geht es mit dem Titeltrack „My World, My Love, Paris“. Softer Pop mit einem zurückhaltendem Refrain, Oska vereint den Gesamtsound des Albums. Die Drums und die Vocals bringen die Hörer:innen zum Mitnicken, der Bass wird etwas vermisst.

„Responsibility“ beginnt mit Soul/Jazz Einflüssen und erinnert sofort an Größen wie Nora Jones. Der Chorus breitet sich dann aus wie eine Decke und hüllt uns in schönen Folk Pop ein. Sehr gefühlvolles und schlaues Songwriting, vor dem sich Oska noch etwas in die Stille flüchtet.

Das Album nimmt erneut Fahrt auf und präsentiert uns das Highlight schlechthin. „Mona Lisa, a girl’s best friend“ reiht sich irgendwo zwischen Kacey Musgraves und Harry Styles ein, bringt gut Laune und auch mit Textzeilen wie „if you were to die, I’d be your cemetery, just to have you lay where I would want you to be” bleibt einem nichts zu wünschen übrig.
Der Song passt in das Programm von Mainstream und alternativen Radiosendern und hat definitiv Sommerhit Potenzial.

„Misunderstood“ mischt Musikstile in Nuancen und kreiert somit einen eigenständigen Sound der Sinn ergibt und begeistert, auch der Mix von Alex Pohn glänzt und lässt keine Wünsche übrig.

Hätte Carly Rae Jepsen „first day of my life” von Bright Eyes geschrieben, würde es wahrscheinlich etwa so klingen wie „Starstruck“ zu Beginn. Nach dem ersten Chorus setzen dann die Drums ein und obwohl die Instrumental Parts eigentlich noch interessant sind verwandelt sich der Song in ein Klischee. Auch auf „Woodstock“ balanciert Oska auf dem schmalen Grat des Pops. Die treibenden Drums, tanzbare Bassline und 90s Vibes bringen einen frischen Wind. Jedoch verliert sich der Song in einem Refrain, bei dem man das Gefühl bekommt, ihn schon in früheren Titeln der Platte gehört zu haben. Die Bridge sorgt dann für etwas Abwechslung. Allerdings führt sie zu wenig wieder zurück zu dem Refrain, wie wir es gewohnt sind.

„Lousey T-shirt“ wird zu Beginn von demselben Problem heimgesucht, jedoch schüttelt Oska hier wieder einen Refrain mit garantierter Ohrwurmqualität aus dem Ärmel. „Walking on the Wildside, dreamin about the good life“. Man wird an Lana Del Rey erinnert, im besten Sinne, und möchte den Song gleich nochmal hören, um sich tiefer darin zu verlieren.

Als Album Highlight würde ich auch „Crooked Teeth“ bezeichnen. Man könnte meinen, die Folk Ballade kommt aus der Feder von Caleb Followill. Egal ob alleine im Bett oder um fünf Uhr Morgens nach dem Fortgehen mit Blick auf die Stadt, „Crooked Teeth“ trifft ins Herz und lässt die Hörer:innen melancholisch werden.

Mit ABC führt uns Oska wieder zurück zum Soul, diesmal mit Klavier bewaffnet liefert sie den Soundtrack zu deiner Lieblings Romcom.

Eine schöne Überraschung ist das Crosby, Stills & Nash Cover „Helplessy Hoping“. Die schönen Harmonien und Streicher:innen fügen sich nahtlos in das Album ein.

„Hallucinating“ bringt dann ein schöner Abschluss für das knapp 40 Minuten lange Album, das es schafft, bei uns ein gutes Gefühl zu hinterlassen. „My world, My love, Paris“ ist eine wunderschöne Pop-Platte mit gefühlvollem, cleverem Songwriting und ist bestimmt einer der besten Releases dieses Jahres. Man kann sich nur darauf freuen, was Oska in Zukunft noch präsentieren wird, gerne lauter, frecher und selbstbewusster, den hinter dieser Musik muss man sich nicht verstecken.

Foto: Hanna Fasching
Album Artwork: Sandro Rybak