Mit Schwung durch den Frühling mit „It Was a Hoax“ von Lil Julez

Lil Julez erweckte 2022 mit seiner Debüt Single „Saw Someone Like You“ die Aufmerksamkeit der österreichischen Musikszene und auch die darauffolgenden Single-Auskopplungen überzeugten. Am 24. März erschien dann das Album „It Was a Hoax“ – und wir haben reingehört.

Philipp Spiegl

Bedroom Pop is alive and well. Nicht nur international, sondern auch in Österreich floriert die leichte Gitarrenmusik und Künstler*innen wie Earl Mobley, DIVES oder Peter The Human Boy gelangen immer wieder an die Spitze der alternativen Charts. „It Was a Hoax“ reiht sich makellos ein, ohne repetitiv zu wirken, und auch wenn Einflüsse wie etwas Boy Pablo oder Growlers hörbar sind, schafft es Lil Julez mit seiner unikalen Stimme und cleverer Produktion herauszustechen.

„Flying Penguins“ eröffnet das Album mit lauter Stimme und 80er Synth-sounds. Der Song funktioniert als Opener perfekt, denn er vereint alle Stärken und Facetten des Albums und gibt den Hörer*innen somit den perfekten Start. „Saw Someone Like You“ ist wahrscheinlich der beste Song auf dem Album und gehört in jede Sommer-2023-Playlist – egal ob man sich an der alten Donau sonnt, mit dem VW Golf eine Landstraße runterbrettert oder in der Vorstadt im Skatepark sitzt. „Saw Someone Like You“ verbreitet gute Laune, geht ins Ohr und lädt zum Mitschwingen ein.

„All About The Leader“ wurde als dritte Single veröffentlicht und Lil Julez beweist damit, dass „Saw Someone Like You“ kein purer Glückstreffer war. Die Melodie geht ins Ohr, das Musikvideo ist unterhaltsam und Lil Julez stellt gegen Ende seinen smoothen Bariton zur Schau. Man könnte sich den Song 10 mal hintereinander anhören und wäre nicht gelangweilt, auch wenn man dann noch immer nicht wissen würde, um was es darin geht. Vielleicht auch egal.

„Money & More“ und „omg, omg“ hätten genauso Singles sein können, denn beide Songs liefern starke Refrains.  „Money & More“ versucht etwas auszubrechen – es beginnt mit einer Drum machine, kehrt dann genau zu dem Moment, in dem man sich ungut an schlechte Party Hits erinnert fühlt, zurück zur klassischen Formel und alles ist vergessen. Es wirkt, als ob Lil Julez neben dem Fernseher eingeschlafen wäre und die Schlagerparade unterbewusst aufgenommen hätte.  „omg, omg“ beginnt mit einem eingängigen Gitarren Riff und Chorgesängen und ist definitiv einer der stärksten Songs auf dem Album. Am Ende zieht das Tempo an, was dem Album sicherlich nicht schadet – man hätte sich fast etwas mehr Action gewünscht, hat aber bei jedem Hören Spaß.

Die Album Mitte ist, etwa wie bei einem Roman, der am meisten unterschätzte Teil des Albums und fällt oft etwas flach. „Humanless Dogs“ wiederholt alles, was die die erste Albumhälfte schon grandios präsentiert hat, bringt aber nichts Neues mit und geht daher etwas an mir vorbei. So gut wie alle Songs auf dem Album hätten als Lead Single veröffentlicht werden können, was eine Meisterleistung ist, denn alle Songs sind vollgepackt mit Instrumenten und mit kleinen, cleveren Details, die man nur nach wiederholtem Hören findet. Jedoch benötigt diese Hit-sichere Produktion viel Platz und man hätte sich an diesem Punkt vielleicht ein langsameres Tempo oder einen anderen Gitarreneffekt als Vibrato gewünscht. „Constitutional Law“ gönnt uns ebenfalls keine Pause, verbreitet aber wieder beste Laune und bleibt noch lange im Ohr. Man hört, dass der 23-Jährige Spaß hat. Nicht nur Spaß am Spielen, sondern am Verspielt sein, er baut kleine Gitarrenläufe ein und freut sich so, den Song zu singen, dass man sein Grinsen hören kann.

Trinkt einen Shot Tequila, wenn Lil Julez „Caroline“ singt, und euer Rausch ist garantiert. „Bitter Caroline“ hat eine starke Bassline, ist sonst ziemlich eintönig und scheitert an allem, was Constitutional Law“ oder „omg, omg“ mit Bravour geschafft hat. Warum „Make Your Day“ nicht stattessen als Single veröffentlicht wurde, ist mir ein Rätsel. „Make Your Day“ ist die Hand vom schönsten Girl auf der WG-Party, die einen zum Tanzen einlädt. Man will keine enge Beziehung, aber man wird auch auf der nächsten Party gemeinsam tanzen. „Combined“ ist der einzige Filler auf dem Album und wäre weiter unten in der Trackliste besser platziert gewesen.

„It Was a Hoax“ verabschiedet sich mit „A better Song“ und es wirkt fast, als ob sich Lil Julez im Klaren war, dass sich seine Songs manchmal etwas zu ähnlich sind. Ganz klar wird mir nicht, worum es in dem Closer geht, aber Lil Julez scheint es ähnlich zu gehen, denn der Text besteht hauptsächlich aus Lalala’s, die wir vom Schlager kennen, und dass er einen besseren Song schreiben möchte. Allerdings macht das Instrumental genau das, worauf ich gewartet habe – und zwar Platz. Lil Julez reduziert und setzt Sounds gezielt ein. „A better Song“ ist das besoffene Heimtorkeln nach der erfolgreichen Party, die dieses Album war. „It Was a Hoax“ erschien perfekt zum Frühlingsbeginn, macht Spaß, wird nicht langweilig und wird noch Wochen lang in den Ohren der Hörer*innen bleiben. Was an Tiefgang fehlt, wird mit Melodie und Musikalität wettgemacht und das Album wird Ende des Jahres in so einigen Best Off-Listen zu sehen und hören zu sein.

 

folgt Lil Julez:
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