Szenen. Nischen. Subkulturen – Viel Lärm um…? Die Metalszene.
Dunkelheit, Grauen und Hass. Negative Emotionen und Tabubrüche prägen die Metal-Szene seit je her. Provokation ist dabei einer der Grundpfeiler des Metals indem die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptierten stets neu ausgehandelt werden. Doch wofür steht Metal fernab von Satanismus und abgebissenen Fledermausköpfen? Ein kurzer Einblick in die Wiener Metalszene!
Von Magdalena Zimmermann

Apropos Fledermausköpfe, die Geschichte vom Black Sabbath Frontman Ozzy Osbourne als er bei einer seiner Liveshows eine echte Fledermaus scheinbar für eine Gummifigur hielt und ihr den Kopf abbiss, ging als der Auswuchs von Rock’n’Roll in die weltweiten Geschichtsbücher ein. Black Sabbath zählen zu den Urvätern des Metals, die das Genre in ihren Grundsätzen eingehend geprägt haben. Aber wo nahm die Musikrichtung des Metals seine Ursprünge?
ALLES ANDERE ALS BUNTE BLUMENMUSTER UND PEACEZEICHEN
In den 70er Jahren, in denen die Hippie-Bewegung gerade auf ihrem Höhepunkt war, formierte sich eine Gegenbewegung. Musik zum Fürchten, die die dunklen Seiten des Lebens beinhaltete und eben alles andere signalisiert als Flowerpower und Liebe für alle. Metal ist beispielsweise auch einer der prägendsten Gründe für die Jugendschutzbewegung in den 80er Jahren in den USA, die das „Parental Advisory: Explict Content“ Logo einführten. Nach Meinung der Gründer*innen stelle Metal eine Gefahr für die Jugend dar. Aber nicht nur Satanismus und Tod kennzeichnen den Metal, sondern auch die Abhebung gegenüber des Dilettantismus des Punks. Schneller, lauter und härter geht beim Metal auch mit größeren technischen Fähigkeiten einher. Die musikalischen Einflüsse liegen im Blues und Hardrock jener Zeit, dabei ist die Musikrichtung vor allem gekennzeichnet durch kurze Riffs und einen schweren Sound, der vor allem gitarren- und schlagzeugzentriert ist.
Aus dem Metal haben sich im Laufe der Jahrzehnte eine Vielzahl an Subgenres herausdifferenziert. Seien es nun die Adaptionen Ende der 90er von Korn, Limp Bizkit und System Of a Down, bei denen die Kategorien des Metals mit Elementen aus Hip Hop und elektronischer Musik kombiniert wurden, was heute als Nu Metal bezeichnet wird. Oder die Metalcorebands, wie Hatebreed, die sich in Mitte der 2000er Jahre in Amerika etablierten. Allein Wikipedia hat über 40 Subgenres des Metals aufgelistet, die von Funk Metal über Grindcore bis hin zu Stoner Doom reichen.

METALHEADS IN ÖSTERREICH
Auch in Österreich und gerade in Wien gibt es eine gefestigte Metalszene, die sich beispielsweise an Veranstaltungsorten wie dem Arena Beisl und dem Viper Room herumtreibt. Wir haben uns mit der Band „Far From Autmn“ getroffen und über die Subkultur Metal geplaudert. Peter, Gitarrist der Band, meint dass die Metalszene in Österreich bereits im Jahr 2008 herum auf ihrem Höhepunkt war. „Sie ist dann aber relativ schnell wieder untergegangen, da es den Überfluss von Kleinkonzerten und Bands gegeben hat. Gerade jetzt baut sich wieder etwas auf, nach dem ersten Lockdown sind mittlerweile viele Bands wieder aktiver“, so Peter.
Rein über Äußerlichkeiten lässt sich der Metal leicht identifizieren. Seien es nun Bandlogos, Albumcovers und Merch, man erkennt sofort wo Metal drinsteckt. Und wie sieht jetzt der Stereotyp des Metalheads aus? Manu, der Bassist von „Far From Autmn“ würde diesen wie folgt beschreiben: „Lange Haare, Pferdeschwanz, langer ungepflegter Bart und dunkel gehaltene Tattoos. Aber es gibt auch Erkennungszeichen darüber hinaus, sei es beispielsweise meine Metallkette, die ich auch im Alltag immer trage, Jeansjacken mit Patches, oder auch das Tragen von Bandshirts.“ „Ja, in meinem ganzen Gewandkasten hab ich einfach nur Bandshirts.“, so Alfie, der Sänger der Band.
WIE MÄNNLICH MUSS METAL SEIN?
Metal ist eine sehr männlich dominierte Szene, bei der nicht viel Platz für Frauen zu bleiben scheint. „Es hängt sehr viel zusammen mit den Betreibern und den Leuten mit denen du arbeitest. Unser Sänger ist beispielsweise transsexuell und er ist auch oft nicht so ernst genommen geworden. Es ist halt wirklich so und teilweise schon fernab von unserer Zeit, dieses Verhalten.“, erklärt Peter. Frauenbands sind die Ausnahme, Frauen im Publikum auch eine Minderheit. „Far From Autmn“ sind oft mit dieser Problematik konfrontiert. „Mir ist in Wien schon aufgefallen, dass die Leute nicht so fortschrittlich sind, wie sie tun. Leute, die Verantwortung tragen und deren Aufgabe es wäre die Szene für Frauen zugänglicher zu machen, machen das einfach nicht. Weil vorwiegend Männer in Bookingteams, auf der Bühne, als Lokalbesitzer und im Publikum sind.“, erzählt Manu weiter.
„Ich verstehe es als Frau auch, dass du nicht zu einer Veranstaltung gehen willst, die nur Männer organisieren und wo nur Männer sind. Also das sage ich jetzt als Mann, der auch schon als Frau gelebt hat. Ich verstehe Frauen die sich da nicht wohlfühlen. Es gibt da auch immer große Probleme mit toxischem Gatekeeping. Ich will gar nicht daran denken, wie oft ich mich schon rechtfertigen musste, als ich ein bestimmtes Bandshirt getragen habe. Aber heast, ich brauch ja doch nicht die Erlaubnis von irgendwem um ein Shirt zu tragen, das mir gefällt.“, so Alfie „Und ich als Transperson, werde halt echt auch oft anders wahrgenommen, als die anderen Bandmitglieder von uns. Aber es gibt innerhalb der Szene ja einen großen Bedarf. Es gibt zahlreiche Frauenbands – und ich weiß, alles wird besser sein, wenn wir den Begriff Frauenbands gar nicht mehr verwenden müssen. Wenn die Musik geil ist, ist es doch scheißegal was für ein Geschlecht die Personen haben.“, erzählt er weiter.
Metal eckt an und provoziert. Metal ist kontrovers und bricht Tabus. Und Metal hat noch eine lange Entwicklung vor sich, denn die Szene kann viel mehr, als bloßes Bier saufen und headbangen. Die Subkultur bietet seit jeher eine Gemeinschaft und ein Wir-Gefühl, dass mit anderen Musikszenen kaum vergleichbar ist. Es ist zwar von außen nicht immer so leicht, in die Szene rein zu kommen, aber ist man erst mal Teil davon, dann spürt man das kollektive Gefühl von Zusammengehörigkeit. Egal ob bei riesengroßen Festivals wie in Wacken, oder kleinen Konzerten im Arena Beisl – Die Subkultur des Metal ist eine Wahlfamilie, die nach außen oft hart und brutal scheint, aber dann doch einen sehr weichen Kern hat.
Wo könnt ihr „Far From Autmn“ demnächst live sehen?
- Am Freitag, dem 01.04. in der COCO Bar
- Am Dienstag dem 05.04. zum 28. Todestag von Kurt Cobain im Loft
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