Max Legat

Max Legat wird in den nächsten Monaten viel herumkommen. In Wien spielt er mit seiner Band Groovebumps, nach Berlin und London geht es zum Studieren und nach L.A. ist der 19-Jährige als Sieger des Chad Smith Bombastic Drum Contests demnächst zu einer nicht alltäglichen Livesession geladen.

Im Herbst bist du nach Los Angeles eingeladen, um deinen Preis für den Gewinn des Chad Smith Bombastic Drum Contest entgegenzunehmen. Wie sieht dieser aus und wie lief der Contest ab?

Ich habe über die Facebookseite der Bombastic Meatbats, dem Sideproject von Chad Smith, von diesem Contest erfahren und spontan mitgemacht. Für den Contest musste man ein Video aufnehmen zu einem von drei Songs, die von seiner Band eingespielt wurden. Ich habe mich dann quasi für den Groovigsten entschieden, bei dem man sich am meisten zurückhalten muss in seinem Spiel. Die anderen Songs waren eher für Solos aufgebaut – die haben die meisten anderen Teilnehmer ausgewählt. Ich wollte aber in erster Linie grooven und mich dem Funk hingeben. Es war dann so, dass 20 weitergekommen sind und in der Folge die Top 10 für das große Finale nominiert wurden. In der Jury saßen dabei neben Chad Smith auch Thomas Lang, Terry Bozzio und weitere große Viecher der Szene und man bekam per Livestream persönliches Feedback. Das Finale war bei uns circa um vier in der Früh aufgrund der Zeitverschiebung und als sie dann angekündigt hatten: „And now we're calling the winner!“, hat mein Telefon geklingelt und Chad Smith war dran (lacht). Im Oktober werde ich nach Los Angeles fliegen und bin dort eingeladen, mit den Bombastic Meatbats eine Liveshow im DrumChannel-Studio zu spielen. Das wird dann live gestreamt auf der ganzen Welt. Zusätzlich bekomme ich noch ein Set und einen Beckensatz geschenkt.

Hast du schon öfter bei Contests mitgemacht?

Nein, das war eigentlich mein erster und ich bin nur durch Zufall darauf gestoßen.

Wie lange spielst du schon Schlagzeug?

Ich habe mit sieben Jahren begonnen, als ich zu Weihnachten ein Schlagzeug bekommen habe. Mir hat das Trommeln schon als kleines Kind immer Spaß gemacht, einfach auf allem herum zu trommeln. Ich habe mir das Schlagzeug als Weihnachtsgeschenk aber nie erträumen lassen. Umso toller war das Gefühl, zum ersten Mal darauf zu spielen. Ich habe dann auch bald Privatunterricht bekommen, die erste Stunde hatte ich bei Albin Janoska, später bei Shayan Fathi und derzeit nehme ich Unterricht bei Alex Pohn. Dazwischen war ich auch bei Georg Beck. Ich hatte also schon einige Lehrer, auch am Musikgymnasium.

Kannst du dich noch an deine erste bewusste Begegnung mit Musik erinnern und an deine ersten Schritte am Instrument?

Puh, gute Frage. (denkt nach) Eigentlich kommt man mit der Zeit eh drauf, wie die Grooves gehen. Ich komme schon sehr vom Rock und irgendwann hört man die verschiedenen Patterns einfach heraus und weiß, wie man sie spielen kann. Da hat es eigentlich klick gemacht indem ich erkannt habe, dass vieles doch nicht so schwer ist, wenn man genau hinhorcht. Am Anfang war die ganze Sache mit der Unabhängigkeit natürlich noch nicht so leicht und eine Blockade.

Hast du das als Blockade empfunden oder doch eher als Herausforderung?

Schon als Herausforderung, da man merkt, wie man besser werden kann und dadurch einfach auf vieles draufkommt. Ich habe am Anfang fast nur Rock gehört und bin dann auch durch das Spielen auf viele neue Richtungen gekommen.

Hast du dich also durch das Erlernen und Kennenlernen der Technik immer in neue Genres weiterbewegt?

Genau. Von Sieben bis Elf habe ich echt hauptsächlich Rockmusik gehört, von AC/DC bis Lenny Kravitz. Mit etwa zwölf Jahren bin ich dann immer mehr auf die Funk-Schiene gekommen – auch Soul und Blues natürlich. Funk und Rock sind nach wie vor meine Lieblingsgenres.

Und wer waren da so deine größten Einflüsse?

Red Hot Chili Peppers natürlich, Jimi Hendrix – besonders zu Band Of Gypsys habe ich immer irrsinnig gern dazu gespielt, Buddy Miles hat mir dabei einfach sehr getaugt. Zur Zeit höre ich auch sehr gerne Lettuce, eine Funk-Band aus New York mit Adam Deitch an den Drums. Durch Lettuce habe ich sehr viel gelernt, einfach durchs Zuhören. Die Technik mit den vielen Ghostnotes und die Grooves haben mich begeistert.

Hat sich bei dir dann eine gewisse Disziplin beim Üben entwickelt?

Ich war eigentlich nie so der großartige Übende. Ich habe eigentlich immer einfach gespielt. Mein Schlagzeug war immer in der Wohnung und jetzt habe ich seit etwa zwei Jahren einen eigenen Proberaum gleich um die Ecke und seither übe ich erst richtig. Vorher habe ich nie täglich stundenlang geübt, sondern immer nur eine halbe Stunde bloß gespielt. Aber jetzt habe ich im Proberaum auch ein größeres Set und kann lauter spielen. Ich spiele gerne recht laut und das habe ich früher nie so richtig auskosten können. Man kommt auch auf ganz andere Dinge drauf, wenn man mit einem gewissen Punch spielt. Das inspiriert mich sehr.

Müsstest du dein eigenes Spiel beschreiben, wie würdest du es in Worte fassen?

Ich würde sagen auf jeden Fall laut, im Herzen Rock, aber auch funky mit vielen Ghostnotes und synkopierten Sachen.

Da sind wir eh schon bei Chad Smith...

Ja, genau. (lacht) Eben sehr ähnlich wie Chad Smith, der ja schon so etwas wie mein Lieblingsdrummer ist. Aber auch Adam Deitch gehört da dazu, der perfekt funky spielt und weniger auf Rock ausgelegt ist, sondern eher verschiedenste Stile wie Drum 'n Bass, Dubstep und andere elektronische Musik in seinem Spiel vereint.

Wie sehr fließen diese Einflüsse in deine Band Groovebumps ein?

Leo, unser Gitarrist und Moritz, der Bassist, hören eigentlich ähnliche Musik wie ich. Leo ist mehr der Rocker, während Moritz und ich sehr viel Funk hören. Aber das ist eh sehr gut, dass wir da denselben Geschmack haben, denn in vielen Bands hören die Mitglieder ja sehr unterschiedliche Musik und dann findet sich oft kein gemeinsamer Nenner, sodass die Band in der Folge immer zwischen den Stilen schwankt. Da haben wir also Glück. Uns gibt es ja in der Grundbesetzung schon sehr lange und mit Leo und Moritz spiele ich zusammen seit wir dreizehn waren. Nur beim Gesang wurde häufig gewechselt. In der jetzigen Besetzung, also mit Ryan als Sänger, gibt es uns seit zwei Jahren. Wir würden eigentlich gerne in die USA gehen und dort Gigs spielen, das wäre so ein Ziel von uns.

Du brichst jetzt bald nach Berlin auf, um Schlagzeug zu studieren. Wie handhabst du das mit der Band?

Ich werde wahrscheinlich alle paar Wochen nach Wien fliegen zum proben und spielen, da die Flüge nicht so teuer sind. Derzeit kommen wir auch nicht zu vielen Gigs, da Leo auch mit Wiener Wahnsinn spielt und dadurch viel im Einsatz ist. Am 20. September spielen wir aber wieder im Event-Cafe, eine meiner Lieblingslocations, wo ich meistens am sehr befreit aufspielen kann und ein guter Vibe herrscht, da es nicht allzu groß und daher meist wirklich gesteckt voll ist. Da springt dann einfach der Funke über. Vielleicht liegt es auch an der gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre. Danach bin ich jedenfalls für ein Jahr in Berlin und studiere am Drumtrainer Berlin, im Anschluss daran werde ich wahrscheinlich nach London gehen ans Institute of Contemporary Music. Dort war ich letztens auf einem Sommerkurs und habe mir die Schule angesehen, was mir sehr gut gefallen hat, da es sehr international ist und den Londoner Vibe finde ich generell toll.

Hast du eigentlich auch schon mit deinem Vater, Peter Legat, zusammen gespielt?

Ja, ich spiele hin und wieder in einem Projekt mit ihm und Rue Kostron. Wir haben viel geprobt, aber leider noch keinen Gig gehabt bis jetzt, weil Rue einfach auch sehr beschäftigt ist. Aber wir müssen bald wiedermal was anreißen!

Was sind deine Langzeitziele beim Schlagzeugspielen, wo siehst du dich in einigen Jahren?

Mein Wunsch wäre natürlich, viel in der Welt herumzukommen und die Leute mit meiner Musik glücklich zu machen. Also einfach Erfolg mit meiner Band zu haben und viel zu spielen. Ich sehe mich auch eher als Banddrummer und empfinde das irgendwie als Aufgabe, dass ich die Mitmusiker mit meinem Groove unterstütze. Ich finde es natürlich auch nett, wenn man toll solieren kann, aber mir ist am wichtigsten, gute Songs mit passenden Grooves zu versehen. Ich würde außerdem ganz gerne singen lernen. Das ist jetzt vielleicht schon ein bisschen spät, aber für das Backgroundsingen interessiere ich mich schon sehr und da würde ein bisschen Stimmbildung wohl nicht schaden. Jetzt konzentriere ich mich jedoch mal aufs Schlagzeug und Musiktheorie ist sowieso nie mein Ding gewesen. Allerdings würde ich daran schon auch gerne arbeiten und fit werden darin, aber dann kommt mir immer wieder das Spielen dazwischen und ich denke, dass ich doch in der Zeit üben und an meiner Technik arbeiten könnte. Nur von der Musik zu leben, ist in Österreich ja sehr schwierig und ich spiele einfach lieber als zu unterrichten, deswegen studiere ich jetzt einmal und schaue, was passiert.

Interview: Moritz Nowak