Silence Is Golden: Der Sounddesigner Mario Wienerroither

In seinem Metier sollte man sich im Ton wirklich nicht vergreifen. Nachdem er sie um den Faktor Musik bereinigt hat, fettet der oberösterreichische Sounddesigner Mario Wienerroither Musikvideos und Serienintros mit realitätsgetreuen Szenengeräuschen wieder auf. Spaghetti, Erdnüssen und Zimmerpflanzen sei Dank.
Von Martin Macho in Kooperation mit mica – www.musicaustria.at

Lässt man Film- und TV-Szenen ohne die Musik stumm laufen, verlieren Bilder viel von ihrer Kraft. Unvermittelt erhält der Betrachter Einsichten in Funktion bzw. Wichtigkeit von Fernseh- und Videomusik. Mario Wienerroither tauscht in seinen Clips die Musik gegen originalgetreue Geräusche der Aktion ein, wodurch der Oberösterreicher eine neue Art von Kraft hervorbringt, nämlich unverzerrte Natürlichkeit.

Eigener YouTube-Kanal

Bereits in den 90er Jahren begann der in Wien arbeitende Musikproduzent, Filmtrailer, die Fernsehmagazinen als CD´s beigelegt wurden, spaßeshalber neu zu vertonen. „Vor zwei Jahren wollte ich meine Videos an Werbeagenturen schicken, nach dem Motto: Keine Musik? – Wir kümmern uns darum“, erzählt er. Als da jedoch sein Anwalt rechtliche Bedenken angemeldet hatte, war die mehr als gleichwertige Alternative rasch gefunden: Seitdem stellt Wienerroither seine Produktionen auf YouTube.

Ein Entschluss, die dem Soundartisten, auch als Musiker in zwei Bandprojekten aktiv, eindeutig zum Vorteil gereichte. Regelmäßig knacken die Zahlen der Clip-Views auf seinem Kanal „Musicless Musicvideos And Silentless Movies“ den sechsstelligen Bereich. Elvis´ „Blue Suede Shoes“ ist dort ebenso zu, äh, hören, wie das „Dancing In The Street“-Cover von Jagger/Bowie oder „The Way You Make Me Feel“ von Michael Jackson. Auch die Intros beliebter US-Serien wie „Knight Rider“ oder „MacGyver“ kommen ganz gut aus ohne Titelmusik.

Stichwort beliebt: „Das Wichtigste ist die Sympathie. In Frage kommen nur Interpreten oder Serien, die ich selbst mag“, nennt Wienerroither ein Kriterium für die Videos, um als Arbeitsmaterial in Frage zu kommen. „Weiters muss es ein Video sein, das mich aufgrund der Idee oder der Umsetzung zum Staunen gebracht hat, als ich es zum ersten Mal gesehen habe. Wenn man daraus einen etwa einminütigen Clip schneiden kann, der noch dazu soundmäßig etwas hergibt, ist es ideal.“

Nachbarschaftsdienst der anderen Art

Die Produktion eines „Musicless“-Clips nimmt in etwa acht bis zehn Stunden Zeit in Anspruch. Nur Drag & Drop läuft dabei aber bei weitem nicht. Außer Special Effects spielt Wienerroither alles, was im Video passiert, selbst nach. Der Echtheitsanspruch treibt zuweilen auch recht skurrile Blüten: „Läuft zum Beispiel im Video jemand im Freien herum, nehme ich mein Aufnahmegerät, und renne auch draußen durch die Gegend.“ Da möchte man Nachbar sein. Gelegentlich muss der gleiche Effekt mit anderen Mitteln erzielt werden: Trockene Spaghetti für zerbrechendes Eis, Erdnüsse für berstendes Holz oder die hauseigene Zimmerpflanze für Laub und Wiesengeräusche sind einfallsreiche Ausweichvarianten, falls das Quellengeräusch etwa aufgrund der Witterung oder mangels Verfügbarkeit nicht original imitiert werden kann.

Zuletzt: Wenn man so wie Mario Wienerroither ein feines Sensorium für die Klangwelten visueller Medien entwickelt, hat man auch für Mängel ein untrügliches Gespür: „Aus heimischen Filmproduktionen könnte man durch verbessertes Sounddesign noch weit mehr herausholen“, konstatiert er. Ein mögliches zukünftiges Betätigungsfeld. Einschließlich der Spaghetti …

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Foto: © Mario Wienerroither