Queen´s Messenger: Getränkebons sind keine adäquate Bezahlung.

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Im Auftrag ihrer Majestät der englischen Königin sind die Queen´s Messengers dazu beauftragt, geheime und wichtige Dokumente der britischen Regierung an Botschaften überall auf der Welt persönlich zu überbringen. Ohne geheime Botschaften aber dafür mit britischem Akzent, einer musikalischen Melange aus klassischem Rock, Punk und Pop versucht die Wiener Band Queen´s Messenger sich, vor allem durch ihre energetischen Live-Auftritte, in der Musikwelt einen Namen zu machen.

Am 23. Juli spielen die Jungs open air bei den Festwochen am Augustinplatz in Wien Neubau. Neben ihrem speziellen Sound wird die Band an diesem Abend auch das neue Video zu ihrem Song „Jolene“ präsentieren. Im Gespräch mit backbeat erzählen Schlagzeuger Jakob, Rhythmus Gitarrist Georg und konkludierend Bassist Jon über ihre Arbeitsweisen, ihre Ziele und warum Getränkebons auf Dauer keine adäquate Bezahlung für Musiker sind.

Eure Band heißt Queen´s Messenger. Gibt es eine Botschaft die ihr mit eurer Musik verbreiten möchtet?
Jakob: Eine definierbare Botschaft gibt es nicht, da wir nicht nur ein bestimmtes Publikum erreichen, beziehungsweise ein bestimmtes Thema besprechen wollen.

Welche Themen sind das?
Jakob: Diese Frage könnte wohl am besten unser Sänger beantworten, denn die Texte sind allein seine Sache.

Georg: Ich bin mir sicher es geht immer nur um Frauen: Liebesgeschichten,  Beziehungsprobleme und so weiter.

Und wer zeichnet sich für den instrumentalen Bereich verantwortlich?
Jakob: Die meisten Ideen und Vorschläge kommen von unserem Leadgitarristen Lary. Dabei handelt es sich meist um ein oder  zwei Riffs, die dann von allen gemeinsam erarbeitet werden.

Georg: Von unserem Sänger Jules abgesehen. Er kommt einfach zur Probe, fragt was es neues gibt und muss dann nur noch dazu singen – er macht es sich leicht. Deshalb proben wir manchmal auch ohne ihn.

Jakob: Natürlich lässt er es sich aber nicht nehmen seine Kritik an der Musik anzubringen, wenn ihm etwas nicht gefällt – er hält sich also nicht völlig raus. Die Songs entstehen meist in einem Zeitraum über mehrere Wochen oder Monate, an denen immer wieder daran gefeilt wird.

Wie oft probt ihr?
Jakob: Eigentlich zweimal in der Woche aber mindestens einmal.

Georg: Außer einer ist nicht in Wien.

Jakob: Ja, aber selbst dann proben die Übrigen.

Georg: Aber vier Leute müssen vorhanden sein.

Jakob: Okay, wir brauchen vier Leute um proben zu können.

Und wo finden diese statt?
Jakob: Wir haben uns einen schönen Proberaum im Keller unseres Wohnhauses eingerichtet. Der Sound ist zwar nicht optimal aber wir müssen nichts bezahlen und können uns die Proben frei einteilen. Mit manchen Parteien im Haus müssen wir uns absprechen, da er nicht isoliert ist und wir deshalb auch in den oberen Stockwerken gut hörbar sind.

Auf eurer myspace Seite kann man sich einige Songs von euch anhören. Seit ihr für die Aufnahmen in ein Studio gegangen?
Jakob: Mittlerweile haben wir etwa sieben Songs aufgenommen. Manche in mehreren Fassungen mit unterschiedlicher Qualität. Ob und wann wir das machen ergibt sich meist aus äußeren Umständen, das heißt, wenn wir die Möglichkeit bekommen irgendwo kostengünstig einzuspielen. In ein Studio zu gehen, können wir uns einfach nicht leisten.

Wo findet ihr diese Möglichkeiten?
Jakob: Zum Beispiel bei befreundeten Bands die bessere Proberäume haben.

Georg: In einem wurde vor wenigen Tagen eingebrochen.

Jakob: Zwei Tage nachdem wir für Aufnahmen dort waren, wurde dort das gesamte Equipment gestohlen.

Georg: Dort werden wir wohl nicht mehr aufnehmen.

Wie lange gibt es die Band schon?
Jakob: In dieser Konstellation, mit Georg als zweiten Gitarristen, seit Jänner dieses Jahres. Davor gab es Versuche in unterschiedlichsten Formationen. Eine Zeit lang mit einem anderen Rhythmusgitarristen und anfänglich sogar mit Trompete, die sich dann aber rausdividiert hat. Die Band war lange Zeit namenlos und erst als Liveauftritte kamen, wurde auch die Frage nach einem Namen interessant.

Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Jakob: Wir tun uns wirklich schwer diese Frage zu beantworten. Es gibt ein paar Lieder die eindeutig in die Richtung Hard-Rock gehen, wobei der Gesang dann eben doch wieder nicht ganz diesem Genre entspricht, da der eher auf modernere Stile schließen lässt.

Georg: Ich würde es schon als Rockmusik bezeichnen aber zum Beispiel der Song „Jolene“, der vor meiner Zeit entstanden ist, ist eine sehr schöne Popnummer. Jules´ Fake-London-Akzent ist auf alle Fälle prägend.

Jakob: Er hat aber auch einige Jahre in London gelebt, also ganz Fake ist der Akzent nicht.

Georg: Sagen wir so: Die beiden Gitarristen sind Rockmusiker, Jules ist hauptsächlich von Indie-Musikern wie Pete Dorothey beeinflusst und Jakob kann ich schwer einschätzen, er ist wohl eher Jazzdrummer.

Jakob: Eigentlich komm ich eher vom Punk aber Jazzdrummer finde ich interessant.

Georg: Dadurch, dass jeder seine Persönlichkeit  in den Sound einbringt, ist er eben sehr unterschiedlich und auch ein wenig eigenartig. Aber es funktioniert!

Was hat euch dazu bewegt gemeinsam in einer Band zu spielen?
Georg: Lary und ich spielen gemeinsam in der Classic-Rock-Band Old Steam Machine und kennen uns schon lange. Bei den Queen´s Messenger haben wir die Möglichkeit Dinge auszuprobieren die wir dort nicht machen können. Zum Beispiel hat mir Lary das Grundriff von „Jolene“ schon vor meiner Zeit bei Queen´s Messenger einmal vorgespielt und ich war sofort davon angetan. Ich wollte es schon damals mit ihm spielen und mit ihm gemeinsam bearbeiten und als ich dann in der Band eingestiegen bin hatte ich die Möglichkeit dazu.

Und was ist euer persönlicher Antrieb überhaupt Musik zu machen?
Jakob: Bei mir ist es tatsächlich nur die Freude am Musikmachen. Und so lange dies der Fall ist, werde ich es auch weiterhin tun.

Georg: Ich spiele in einer Band, weil es alleine keinen Spaß macht. Man sitzt alleine zuhause, spielt Sachen die einem gefallen und irgendwann kommt zwangsläufig der Wunsch, diese Sachen gemeinsam mit anderen zu spielen. Wie ein kleines Orchester.

Jakob: Nur etwas familiärer. Und da einem keiner Noten vorlegt und sagt was man machen soll ist man auch freier und kann seine eigenen Ideen einbringen.

Georg: Das ist der Grund warum ich das schon immer machen wollte.

Hattet ihr Unterricht oder seid ihr autodidakt?
Georg/Jakob: Wir lernen noch immer. Wenn man ein Instrument spielt hört man nie auf zu lernen.

Jakob: Ich hatte in meiner Jugend ein paar Jahre Schlagzeugunterricht.

Wie sieht es mit Zielen aus? Gibt es einen Zeitplan, sagen wir zwei Jahre, in denen ihr etwas Bestimmtes erreicht haben wollt?
Georg: Ich würde sagen zwei Jahre sind schon fast zu lange, mein Ziel ist es in diesem Sommer ein paar Auftritte zu spielen und dann sehen was sich weiter ergibt.

Jakob: Das einzige Ziel das wir uns vorgegeben haben war, mit unseren Songs Konzerte zu spielen. Allerdings mit der Vorgabe, nicht schnell mit wenigen Songs auf die Bühne zu gehen, sondern wirklich ein ordentliches Package präsentieren zu können. Das haben wir jetzt erreicht.

Der nächste Auftritt ist am 23. Juli in Verbindung mit dem Video-Release. Das ganze wird Open-Air stattfinden und es wird auch einen Beamer geben, damit wir das Video auch wirklich anschaulich präsentieren können.

Gibt es ein Marketing Konzept für die Zukunft? Ich meine damit euren Internetauftritt oder ein Album?
Georg: Was den Webauftritt betrifft sind wir gerade dabei ein Gesamtpaket zu schnüren.

Jakob: Album ist derzeit noch keines in Planung, aber natürlich möchten wir auch einmal ein Album zum Anfassen veröffentlichen. Theoretisch könnten wir schon eines aufnehmen, aber es fehlen zum einen die finanziellen Mittel, und zum anderen brauchen wir kein Album wenn uns keiner kennt. So lange wir nicht einige Male live gespielt haben und ein gewisses Publikum erreicht haben, macht das keinen Sinn. Für das Internet gibt es ja mittlerweile schon ein paar Aufnahmen, zwar nicht in optimaler Qualität, aber für einen ersten Eindruck reicht das denke ich.

Wie ist eure Einstellung gegenüber Internet Downloads und den Musik-Business generell?
Georg: Für meinen Teil kann ich sagen ich lade nichts illegal runter und deshalb erwarte ich das auch von anderen. Zum Kennenlernen höre ich zwar gerne in Songs rein, aber wenn es mir gefällt, kaufe ich mir die CD und höre mir dann das ganze Album an.

Jakob: Da hinkst du der Zeit hinterher!

Georg: Das ist mir wurscht ich mach was ich will! Zum Musik-Business kann ich nicht viel sagen weil ich damit noch keine Erfahrungen gemacht habe.

Jakob: Ich finde die Möglichkeit mir Songs von Bands im Netz anzuhören und somit viel neues kennenzulernen sehr praktisch, da ich sonst unweigerlich dafür Geld ausgeben müsste. Aber natürlich sollte man wenn einem eine Band gefällt, diese finanziell unterstützten indem man eben Alben kauft oder auf Konzerte geht. Wobei Letzteres sicher die attraktivste Möglichkeit ist.

Glaubt ihr, dass das Interesse Konzerte zu besuchen, durch die Möglichkeit sich alles schon vorweg anhören zu können, weniger geworden ist?
Jakob: Ich denke das Gegenteil ist der Fall, da Bands dadurch einfach viel mehr Leute erreichen können. Und wenn mehr Leute es vorweg hören können, kommen auch mehr zu den Konzerten. Andererseits ist es aber für mich als Student und Konzertbesucher mit wirtschaftlich beschränkten Mitteln schwieriger geworden Konzerte zu besuchen, da die Tickets, aus nicht ganz unverständlichen Gründen, sehr viel teurer geworden sind.

Wie geht es euch mit lokalen Auftrittsmöglichkeiten? Seid ihr mit dem Angebot das euch Wien bietet zufrieden?
Georg: Es gibt schon einige Lokale, das heißt, die Möglichkeiten sind groß. Nur die Bedingungen  sind meist ziemlich schlecht. Wenn man um spielen zu können 300 Euro oder mehr bezahlen muss, ist es für junge Bands sehr schwierig das wieder rein zu bekommen. Und bei jenen Bands wo regelmäßig viele Leute kommen, kommen meist dieselben. Ein gutes Beispiel dafür sind die Lokale am Gürtel.

Jakob: Das heißt die Auswahl an Lokalen in denen man schnell einmal spielen kann ist letztendlich doch ziemlich begrenzt und es ist von vornherein klar, dass man im besten Fall mit Null aus der Sache aussteigt.

Glaubt ihr, dass es für Lokale möglich wäre das irgendwie besser zu gestalten?
Georg: Schön wäre wenn die Band zumindest 100 Prozent vom Eintritt bekommt und die Betreiber über den Verkauf von Getränken verdienen.

Jakob: Ich denke mir, dass für ein Lokal nicht unbedingt Mehrkosten entstehen wenn eine Band bei ihnen auftritt. Die Band bietet in Form der Unterhaltung ja eine Leistung und deshalb verstehe ich nicht, wenn diejenigen die die Unterhaltung liefern sogar noch draufzahlen müssen. Das leuchtet mir nicht ein. Und man muss ja auch die ganzen Instrumente von A nach B schleppen und transportieren, wobei auch Kosten entstehen.

Georg: Was nützen mir dann drei Getränkebons.

Ist das ein Zeichen geringer Wertschätzung der Musik von Seiten der Lokalbetreiber und sind für jene tatsächlich, ausschließlich wirtschaftliche Faktoren interessant?
Jakob: Das kann durchaus sein, aber ich möchte das hier nicht allgemein unterstellen. Es ist sicher der Fall, dass, wie es in der Wirtschaft üblich, jeder nur auf seinen eigenen Vorteil achtet. Das ist allerdings kein Grund dafür Geld von Bands zu verlangen, da durch die Unterhaltung der Band eben auch ein wirtschaftliches Interesse erfüllt wird.

Georg: Eine gerechtere Verteilung wäre auf alle Fälle wünschenswert.

Jakob: Am Anfang ist das ja vielleicht durchaus okay aber wenn das auf Dauer die einzige Möglichkeit ist, und das ist meist so, ist es nach einiger Zeit unbefriedigend.

Gegen Ende des Gesprächs trifft auch Jon der Bassist der Band ein und somit sind die abschließenden Worte ihm allein vorbehalten.

Deine Kollegen haben schon erwähnt, dass eure Songs aus Ideen der einzelnen Mitglieder entstehen. Kommen auch regelmäßig Songideen von dir?
Jon: Eigentlich eher weniger, wobei das auch schon mal anders war. Mittlerweile haben wir uns eine gewisse Art des Arbeitens angeeignet, wodurch sich auch ein gewisser Sound etabliert hat. Wenn ich meine Ideen unbedingt einbringen wollen würde, ginge wahrscheinlich auch unser Sound wieder in eine ganz andere Richtung. Es ist nun mal nicht so, dass wir von diesem etwas naiven, in vielen Jugendbands zelebrierten Beispiel ausgehen, dass sich die vier besten Freunde treffen, jeder sein Instrument in die Hand nimmt und daraus etwas ganz tolles entsteht. Ich denke wir befinden uns schon auf einem höheren, sprich professionelleren Level. Natürlich erarbeiten wir die Songs in einem kreativen Prozess gemeinsam aber gewisse Grundstrukturen kommen, zwar nicht ausnahmslos aber meist, von den beiden Gitarristen.
Bemerkenswert finde ich den Reifeprozess den manche Ideen durchlaufen. Zum Beispiel das Grundriff von „Jolene“ war schon mehrere Jahre alt und wurde „das Balkanriff“ genannt, ohne dass daraus ein Song gemacht wurde, weil unser Sänger es anfangs gar nicht mochte. Trotzdem  haben wir es nach längerer Zeit wieder einmal gespielt, daran weitergearbeitet und dann hat es von Jules auch einen Text bekommen. Endgültig ausgearbeitet wurde es erst, als wir das erste Video dazu gemacht haben und nun, etwa ein Jahr später, gibt es sogar ein neues Video dafür.

Interview: Alexander Csurmann

Fotos: Queen´s Messenger