Kleiner Laden – großer Erfolg

Peter Höfer arbeitet bereits seit 16 Jahren in der Drumcity, und das will er auch weiterhin machen. Das älteste Schlagzeuggeschäft Österreichs hat bis heute nicht an Attraktivität verloren und ist immer noch Treffpunkt und Drehscheibe für Hobbyschlagzeuger und Profis. Als ich Peter Höfer zum Interview treffe sitzt er in dem für ein Schlagzeuggeschäft doch sehr klein wirkenden Laden. Im Kaffeehaus erzählt er dann über die Anfänge, die Gegenwart und Kurt Cobain.

Die Drumcity ist das älteste Schlagzeuggeschäft Österreichs. Kannst du ein wenig über die Anfänge berichten?
Die Drumcity gibt es bereits seit über 35 Jahren. Sie wurde 1971 eröffnet, damals noch als Musikgeschäft mit vollem Sortiment, also Gitarren, Blasinstrumenten und so weiter. Dadurch aber, dass der Gründer Toni Braitner Schlagzeuger ist, lag der Schwerpunkt immer schon auf dem Schlagzeug. Er war ja einer der bekanntesten Schlagzeuger der österreichischen Szene, viele Kunden kamen also ins Geschäft, weil sie ihn kannten. Damals war die Szene noch ziemlich klein. Das Schlagzeug ist ja generell ein sehr junges Instrument, und eine richtige Schlagzeugszene entstand ja in Österreich erst Mitte der 80er Jahre. Deshalb war davor wohl auch kein Bedarf nach einem Schlagzeuggeschäft.
Ein reines Schlagzeuggeschäft ist die Drumcity erst seit der Mitte der Neunziger, ungefähr seit 1993. Da wurden dann die restlichen Gitarren und die anderen Instrumente verkauft und die Drumcity wurde zu dem, was sie heute ist.
Toni Braitner und seine Frau sind immer noch Gesellschafter der Drumcity, er hat sich aber schon seit einigen Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen. Seine Frau spielte aber auch immer eine wichtige Rolle, denn sie zusätzlich zu seinem Fachwissen und den Kontakten den kaufmännischen Background mit ins Geschäft.

Was macht deiner Meinung nach den großen Erfolg der Drumcity aus?
Naja, der große Erfolg in den 80er, 90er Jahren war sicher der, dass es damals noch kein anderes Schlagzeuggeschäft gegeben hat (lacht). Wichtig war aber immer, dass die Leute, die in der Drumcity arbeiten, das Instrument beherrschen, denn die Leidenschaft für das Instrument muss beim Kunden rüberkommen. Wir sind ja nicht nur ein Geschäft, in das man reingeht, etwas kauft und wieder verschwindet, sondern bei uns wird diskutiert und geredet. Wenn dich da das Schlagzeug nicht interessiert, dann geht das natürlich nicht, denn dann nervt das irgendwann. Ohne Leidenschaft für das Instrument geht´s nicht, und das merken auch die Kunden in der Beratung.

Wer sind eure Kunden? Profis, Hobbyschlagzeuger oder eine Mischung aus beiden?
Bunt gemischt. Wichtig sind uns natürlich alle, für das Geschäft wichtig sind die Hobbyschlagzeuger, mit den Profis wiederum macht es besonderen Spaß zu diskutieren. Außerdem erweitert sich durch die Schüler der Schlagzeuglehrer der Kundenstock, die Mischung ist also perfekt.

Wer war dein bisher prominentester Kunde?
Das kommt darauf an, wen man prominent nennt. An Schlagzeugern war eigentlich alles da, was Rang und Namen hat, aber der prominenteste Kunde für mich war Kurt Cobain. Damals war er noch eher unbekannt, aber er ist mir in Erinnerung geblieben. Wenn ich gewusst hätte, dass er später so berühmt wird… Naja, es war nur ein 10-Minuten-Kauf, aber so etwas merkt man sich eben.

Welche Marken führt ihr und was sind dabei eure Kriterien?
Generell sind wir allen Marken gegenüber offen, wir suchen aber immer das Produkt aus und nicht die Marke. Und wenn das passt, vor allem vom Preis-Leistungsverhältnis, dann wird das ins Sortiment aufgenommen. Ich habe ja nichts davon, wenn ich eine teure Marke mit einem super Namen habe, aber mit dem Produkt bin ich nicht zufrieden. Wenn die Qualität passt ist mir egal, was drauf steht, und das sehen unsere Kunden überwiegend auch so.

Kann man bei euch alle Instrumente ausprobieren?
Im Prinzip schon. Wir sind ja relativ klein, unser kleiner Nachteil, und dadurch gestaltet sich das Ausprobieren manchmal schwierig. Aber generell können unsere Kunden die Instrumente schon probieren.

Schon mal überlegt, ein neues und größeres Geschäftslokal zu finden?
Diese Expansions-Überlegungen gibt es natürlich immer wieder, aber der Standort ist so gut und eingesessen, dass eine Änderung schwierig wäre. Jeder kennt uns dort am Gürtel, jeder fährt irgendwann mal den Gürtel entlang, wir haben die U-Bahn vor der Türe, da ist die Drumcity einfach ein Blickfang.

Auf eurer Homepage findet man auch den Link „Therapie und Pädagogik“, außerdem bietet ihr traditionelle Instrumente aus aller Welt an. Wie kam es dazu?
Das mit der Musiktherapie hat sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren entwickelt. In der Musiktherapie wird generell sehr viel Percussion verwendet, Trommeln jeder Art, und der Toni hat da die ersten Kontakte geknüpft. Damals war das noch nicht so verbreitet, mittlerweile bietet ja fast jedes Krankenhaus Musiktherapie an, Kindergärten sowieso. Das war eine Entwicklung, bis man gesehen hat, dass man in der Therapie mit Musik sehr viel weiterbringen kann, und daraus sind dann speziell für die Musiktherapie Instrumente entstanden. Mittlerweile kommen sehr viele Therapeuten zu uns, wir haben auch einen eigenen Katalog zusammengestellt. Das hat sich alles über die Percussion-Schiene ergeben, die wir ja immer schon hatten, Bongos, Congas und Trommeln aller Art, und mittlerweile ist das ein wichtiges Standbein geworden.

Abschließend noch eine Frage: Was ist für dich der Grund, warum ­unsere ­Leser genau in die Drumcity ­kommen ­sollten?
Viele haben, wenn sie in die Drumcity kommen, einfach das Gefühl, dass wir wissen was sie wollen. Wir können uns in unsere Kunden hineinversetzen, und das gelingt uns deshalb, weil unser Interesse sehr groß ist. Egal, ob ein Anfänger oder ein Profi bei uns einkauft, bei seinem nächsten Besuch frage ich ihn, wie es ihm damit geht. Und diese Kundenerfahrungen sammelt man, mischt sie mit den eigenen und gibt sie wieder an andere weiter. Und das wird offensichtlich honoriert. Bei uns steht also der persönliche Kontakt im Vordergrund, viele Geschäfte sind groß und bieten wahnsinnig viel an, aber die Beratung lässt zu wünschen übrig. Bei uns kommen die meisten Kunden wieder, und das ist eine große Bestätigung für uns. Aber jeder soll seine eigenen Erfahrungen machen und in das Geschäft gehen, in dem er sich am wohlsten fühlt.

Interview: Nicola Puchas

Fotos: Michael Loizenbauer