Feministische Netzwerke in der österreichischen Musikszene
Dass viele FLINTA*-Personen nach wie vor von Diskriminierung und Ausbeutung betroffen sind, wird uns nicht nur am Feministischen Kampftag schmerzlich bewusst, sondern ist für viele Betroffene leider immer noch alltäglich. Auch die Musikwelt ist davon nicht ausgenommen. Mittlerweile liegen zahlreiche Studien vor (aktuell etwa von female:pressure oder der USC Annenberg), welche die Unterrepräsentation von FLINTA*s in den Bereichen Performance, Songwriting und Produktion wissenschaftlich belegen. Aus einigen dieser Studien geht aber auch hervor, dass sich die Situation seit einigen Jahren – wenn auch nur sehr langsam und zäh – zumindest etwas bessert. Wir möchten euch im Folgenden einige Institutionen und Vereine vorstellen, die mitunter maßgeblich an diesen Verbesserungen beteiligt waren und sich aktiv für die Sichtbarmachung und Vernetzung von FLINTA*s in der österreichischen Musikszene einsetzen.
von Maximilian Zeller

pink noise – Verein zur Förderung feministisch popkultureller Aktivitäten
Der Verein pink noise will mithilfe von Musik notwendige Freiräume für die Selbstermächtigung von Mädchen, Frauen, Trans, inter* und nichtbinären Personen in Pop- und Jugendkulturen schaffen. Im Zentrum steht dabei unter anderem das Pink Noise Camp – eine Bandprojektwoche, die seit 2011 vom Verein organisiert wird. Dabei können junge Teilnehmerinnen* andere musikbegeisterte Jugendliche kennenlernen, Bands gründen und gemeinsam an Songs arbeiten. Der Fokus liegt hier aber nicht nur auf einem Teilbereich von Musik, sondern das Konzept ist vielschichtiger gedacht. So wurden in vergangenen Workshops beispielsweise auch Themen wie Tontechnik, Flyer- und Poster-Gestaltung oder Musikproduktion angeboten. Ein leitendes Prinzip stellt dabei die nicht-hierarchisch organisierte Vermittlung von Wissen und Skillz dar.
Verein Fraufeld – zur Sichtbarmachung von Künstlerinnen
Initiiert wurde der Verein Fraufeld 2016 und fungiert seither als Plattform, die sich vor allem dem Sichtbarmachen der großen Zahl und Vielfalt an Musiker*innen im Bereich progressiver Formen von Komposition und Improvisation verschrieben hat. Die Wirkungsfelder des Vereins sind dabei breit gefächert und reichen von der Konzertreihe Fraufeld/Feldforschung über den Fraufeld Stammtisch bis zum Betreiben des eigenen Labels arooo. Auf letzterem wird auch die fortlaufende Fraufeld-Tonträger-Serie veröffentlicht, von der es bisher drei Ausgaben gibt. Mit wechselnden Kurator*innen wird die Reihe in regelmäßigen Abständen um je einen Tonträger erweitert, auf dem konzentriert mehrere Musiker*innen und ihre Ensembles präsentiert werden. (An anderer Stelle haben wir vor einiger Zeit genauer mit Sara Zlanabitnig über den Verein gesprochen.)
Grrrls Kulturverein
Der Grazer Kulturverein Grrrls fördert seit 2010 Frauen* als Künstlerinnen, Musikerinnen, Instrumentalistinnen und DJs. Alle Aktivitäten dienen dabei der Sichtbarmachung von weiblicher*, queer-feministischer, emazipatorischer Musik und Kunst und bezwecken die Gleichstellung der Geschlechter. Ähnlich zum Verein Fraufeld sind auch hier die Tätigkeitsbereiche sehr umfassend. Dabei gibt es etwa verschiedene Veranstaltungsformate (Grrrls Night Out, Grrrls* Jam), fortlaufende Tonträger-Veröffentlichungen (Grrrls Mixtapes, Grrrls Vinyl) oder die jeden zweiten Freitag auf Radio Helsinki ausgestrahlte Sendereihe Grrrls Night In. Seit 2017 gibt es außerdem die Grrrls DJ Crew, bestehend aus insgesamt elf Performerinnen, die als Kollektiv der Unterrepräsentation weiblicher* DJs in der Clubszene entgegenwirkt.
Sisters of Music
Seit 2019 bietet die Plattform Sisters of Music einen Raum, in dem sich FLINTA*s, die in der Live-Musik-Branche arbeiten, vernetzen und austauschen können. Neben Netzwerktreffen werden unter anderem auch Workshops zu den verschiedensten Themen der Veranstaltungstechnik und Shadowing days organisiert, bei denen noch unerfahrene Kolleginnen andere erfahrene Technikerinnen an einem Arbeitstag begleiten können. Auf der Website von Sisters of Music findet sich zudem ein Crew-Pool – eine Art Datenbank – in der die Mitglieder aus den unterschiedlichsten Branchen des Netzwerks (von Booking über Licht- und Tontechnik bis hin zur Stagehand) gefunden werden können.
D/Arts – Projektbüro für Diversität und urbanen Dialog
Noch nicht ganz so lange gibt es das Projektbüro D/Arts, das sich für Diversität im Kulturbereich einsetzt. Seit Juni 2021 arbeitet das Büro daran, mehr Diversität in die Wiener Kulturlandschaft zu bringen. Organisiert werden dazu Diskussionen, Konferenzen und Workshops, umgesetzt werden aber auch Studien und Weiterbildungsformate. Ein Ziel des Projekts ist es, Brücken zwischen unterrepräsentierten Künstler*innen und etablierten Institutionen zu bauen und strukturelle Probleme des Kulturbetriebes aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken.
MEWEM Europa
MEWEM ist ein transnationales europäisches Projekt, das als Mentoring Programm FLINTA*-Personen in der Musikbranche fördern und den strukturellen Ungleichheiten in der Besetzung von Führungspositionen in der Musikwelt entgegenwirken möchte. In Österreich wird das Projekt vom BMKÖS unterstützt, als österreichischer Projektpartner tritt mica (Music Information Center Austria) auf. Neben den Mentoring-Treffen zwischen Mentee und Mentor*in werden auch größere Gruppentreffen organisiert, bei denen sich die Teilnehmer*innen untereinander vernetzen und austauschen können.