Wir stellen vor: das Grrrls Kollektiv

Pic: Lea-Blagejovic

Sie sind kreativ, sie sind vielseitig, sie sind super skilled und sie sind laut: Seit 2010 engagiert sich der Grrrls Kulturverein für die Förderung von FINTA-Personen (Frauen, Inter-, Nonbinary-, Trans- und Agender-Personen) in der Kunst- und Musikszene und setzt sich für die Sichtbarkeit von weiblicher*, queer-feministischer und emanzipatorischer Kunst ein. Und wenn es darum geht, die Clubszene in Graz in Bewegung zu versetzen, weiß die Grrrls DJ Crew, die 2017 ins Leben gerufen wurde, wie Künstlerum nicht nur Spaß beim Auflegen zu haben, sondern auch die Unterrepräsentation von weiblichen* DJs anzugehen. Wir haben ein bisschen mit Lilly aus dem Vorstandskernteam geplaudert.

Die Grrrls-Crew hat sich ja mittlerweile schon anständig einen Namen gemacht! Wer seid ihr und was tut ihr?

Das Ziel des Vereins ist es seit 2010 Frauen, Inter-, Non-Binary- und Trans-Personen dabei zu unterstützen, in der vielerorts noch immer männlich dominierten Kulturszene Fuß zu fassen. Ich bin dann im Jahr 2015 mit Kathi Wiesler aka Adriana Celentano eingestiegen und hab mich dann gleich im Vorstand mit eingebracht, weil ich die Initiative von Anfang an super wichtig fand. Ich komme ja selbst aus der Subkultur-Punk-Szene und mir sind die geschlechterungerechten Missstände in der Musikbranche bekannt. Connected haben wir alle dann über Musik, über die Auflegerei, die ersten Auftritte. Diese Gigs waren auch seit jeher eine unserer Kernaktionen – wir organisieren gemeinsame Auftritte und laden immer weitere interessierte Menschen ein, bei uns mitzumachen. So haben wir begonnen und das machen wir auch noch heute und mittlerweile besteht das Kollektiv aus 12 Mitgliedern.

Das klingt nach einer richtigen Community?

Das ist es auch. Die Grrrls möchten eine Community schaffen, in der sich Frauen und queere Personen sicher und unterstützt fühlen und ihre Leidenschaft für die Musik teilen können. Wir bieten auch (un)regelmäßig DJ-Workshops an, um neuen DJs bei ihren ersten Schritten zu helfen und sie bei der Beschaffung von Equipment sowie der Suche nach Auftritten und Honoraren zu unterstützen. Dabei stehen ihnen erfahrene DJs zur Seite, die ihnen Schritt für Schritt zeigen, wie man auflegt und sie in ihrem Selbstbewusstsein stärken. Seit der Gründung hat das Grrrls Kollektiv einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht und veranstaltet regelmäßig Auftritte und Partys in verschiedenen Clubs und Locations. Durch ihre Arbeit haben sie gezeigt, dass es möglich ist, als FINTA+Person erfolgreich in der DJ-Szene zu sein und haben vielen Menschen Mut gemacht, ihre Leidenschaft für die Musik auszuleben. Wir sind superfroh, Teil dieser Initiative zu sein.

Ihr legt bei vielen feministischen Events auf, unter anderem auf Demos?

Ich lege sogar heute bei der Demo zum 8. März in Graz auf und bespiele den Demowagen – hier aber nicht als Teil vom Grrrls-Kollektiv, sondern als Privatperson, weil ich keine Werbung machen, sondern einfach meinen Beitrag zu den Veranstaltungen heut leisten möchte. Heuer finden ja im Zuge des feministischen Kampftages so viele Events statt, was mich unglaublich freut. Wir alle kämpfen doch für den gleichen Zweck – Geschlechtergerechtigkeit und ein faires Leben für alle. Da lohnt es sich schon, sich zusammen zu tun und nicht auseinander zu gehen, weil die eigene Meinung minimal von einer anderen Initiative abweicht.

Also bringt auch ihr alle unterschiedliche Fähigkeiten mit und ergänzt euch im Team?

Wir sind dank der engagierten Mitglieder und ihrer diversen Fähigkeiten in der Lage, uns in unterschiedlichsten Bereichen in die Organisation von Veranstaltungen einzubringen. Hanna kümmert sich um die Website, erstellt mega Grafiken und hat immer kreative Ideen, Majda ist für die Produktionsleitung und Bühnen- und Raumgestaltung zuständig, während Caro ihre Erfahrungen im Bereich Konzertorganisation und Booking einfließen lässt und uns dahingehend auch geschult hat. Kathi und ich tragen viel an Musik- und Pressearbeit bei, ich bin ja auch bei Radio Helsinki zu feministischen Themen tätig. Wir organisieren also nicht nur Auftritte, sondern fördern die heimische Szene generell und wollen bald die Acts auch auf Mixtapes präsentieren. Wir sind ein Verein und das ermöglicht uns, als Kollektiv zu agieren, nicht alleine – und so womöglich schnell verunsichert – und uns gegenseitig zu unterstützen.

Das klingt nach sehr viel Raum fürs Kreativsein?

Es ist so schön, wie viel Gestaltungsfreiraum wir haben! Wir Mitglieder nehmen nicht nur aktiv an der DJ-Szene teil, sondern können auch jederzeit neue Ideen einbringen und mitgestalten. Das Kollektiv ist durch Öffentlichkeitsarbeit und gemeinsame Veranstaltungen immer größer geworden und bietet uns mittlerweile echt eine stabile Plattform, um unsere kreativen Inputs und Leidenschaften auszuleben. Beispielsweise hat unsere Hanna, die nicht nur die Website programmiert hat, sondern auch Physik studiert und crazy gute Grafiken macht, auch einen Grrrls-Chor ins Leben gerufen. Wenn also jemand im Kollektiv die anderen von einem Plan überzeugen kann, sind wir alle gemeinsam bereit zu helfen.

Eine Idee und ein Wunsch von uns war ja auch, dass wir Gigs frei für alle – also nur gegen freiwillige Spende – spielen, damit niemand ausgeschlossen ist. Auch unser Sterrrn Festival im vergangenen Jahr haben wir ohne Eintritt organisiert und das ist einfach super schwierig. Ich versteh also sehr gut, wenn Veranstaltende auf Eintritt zurückgreifen müssen, weil man sonst einfach mit einem Minus aussteigt. Als Kollektiv haben wir das Glück, dass es den Verein schon so lange gibt und wir dadurch Zugang zu Förderstellen haben und da haben wir dann einfach mehr Freiraum beim Planen. Wir versuchen immer darauf hinzuarbeiten, dass alle Beteiligten eine angemessene Entlohnung erhalten, einschließlich Technik und Organisation.